The Girl of Silence
aka Fazafakka (Father
Fucker)
Das schweigsame Mädchen
Eine von ihrem Stiefvater vergewaltigte Teenagerin rettet sich in eine imaginäre Welt.
1968: Die 14-jährige Shizuko lebt mit ihrer Mutter und ihrer kleineren Schwester in sehr bescheidenen Verhältnissen, als eines Tages mit dem neuen Kühlschrank auch ein neuer "Herr Vater", Ryoji, in das Leben der Familie dringt. Obwohl er nur zweimal die Woche zu Besuch kommt, macht er sich in lehrbuchartiger Patriarchen-Manier die Frauen zu eigen, von der strengen und pedantischen Erziehung der Kinder bis zum Körper Shizukos, als er eine Entschuldigung gefunden hat, sie zu "bestrafen", weil sie sich mit Hilfe eines Klassenkameraden schwängerte.
Zwar verbietet ihr Ryoji, ihre Zukunftspläne, eine Manga (Comic) Künstlerin zu werden, zu verfolgen, doch durch seine zwei Jahre dauernden Übergriffe zwingt er Shizuko, ihre Vorstellungskraft mit einem imaginären Alter Ego in Form eines Jungen zu trainieren. Dieser spendet Shizuko jedesmal neue Kraft, nachdem sie sich gegen den Herrn Vater zur Wehr gesetzt hat und seine Repressalien überstehen muss.
Während in anderen Filmen die Mütter nicht glauben wollen, was ihre Männer bei ihren Kindern anrichten, oder an einer baldigen Besserung festhalten, stellt der auf dem autobiografischen Roman der japanischen Manga Künstlerin Shungiku Uchida basierende Film die Familien-Strukturen noch deutlicher klar. Die Mutter weiß sehr genau, was vor sich geht und gibt sich nicht einmal die egoistische Mühe, auf bessere Zeiten zu hoffen. Sie wird ihrer Tochter erklären, dass der Arzt Shizukos fünfmonatige Schwangerschaft nicht mehr habe abtreiben können und dass der Stiefvater mit seiner sexuellen Gewalt nur "nachhelfen" wollte, auf dass das Ungeborene vielleicht von selbst herauskomme. "Deshalb saugt er mir an der Brust?", wird sie von ihrer Tochter gefragt. "Er ist ein Mann. So was erregt ihn natürlich," weiß sie die Verhaltensweise ins rechte Licht zu rücken. Das vorherrschende Gefühl, das sie für Shizuko aufbringt, ist Eifersucht.
In diesen Verhältnissen ist es um so erstaunlicher, wie kraftvoll Shizuko dennoch an ihrer besseren Zukunft arbeitet und sich immer wieder zu behaupten versucht; dass sie die nötigen Kraftreserven aufspürt, um ihre imaginäre Welt zum gegebenen Zeitpunkt wieder einzureißen, nachdem es sie so viel gekostet hatte, sie aufzubauen. The Girl of Silence, nicht zuletzt in diesen Szenen auch ein Film der großartigen audiovisuellen Stimulierungen.
ki, Berlin
copyright: Queer View 1996