Nadja
 
USA, 1994, 100min
Regie: Michael Almereyda
Cast: Suzy Amis, Galaxy Craze, Elina Löwensohn
 
Schonungslos hip sein wollende moderne Vampirsatire in s/w
 

Alte Dracula-Geschichte im 90er Hip: Die Kosmopolitin Nadja sinniert in Singles-Bars von einem definitiv anstehenden Lebenswandel, um anschließend ihre geduldigen Zuhörer im Auto zu vernaschen – wörtlich versteht sich. Mitten im Geschehen visioniert sie vom Tod des Papas, Graf Dracula, durch die Hand seines Erzrivalen Dr. Van Helsing. So ist es an der Zeit, ihren Zwillingsbruder Edgar aufzusuchen, den sie ebenso liebt, wie sie von ihm gehasst wird. Unterwegs trifft sie auf Lucy, die an einer Bar über ihre dröge gewordene Beziehung zu Jim frustet. Dabei hatte sich Nadja schon lange nicht mehr für eine Frau interessiert...

Jim ist zufälligerweise der Neffe Van Helsings, der seinen Onkel wegen Mordes an dem Grafen per Kaution aus dem Gefängnis holen muss. Der verhermte Vampirjäger ist bereits ganz unruhig, ist er doch nicht dazu gekommen, Dracula korrekt zu vernichten. Seine Wiederauferstehungs-Befürchtungen scheinen sich zu bewahrheiten, als der Tote bereits aus dem Leichenschauhaus von Nadja abgeholt wurde. Allerdings hat er nicht mit dem dysfunktionalen Familienleben im Hause Dracula gerechnet...

Queer Watchlion

Endlich wissen wir einmal mehr eine Antwort, was Lesben im Bett machen (siehe auch The Bible and Gun Club): sich gegenseitig das Menstruationsblut von den Fingern lecken – besonders dekorativ, wenn vorm Weihnachtsbaum. Mag abstrus klingen, ist allerdings geradezu logisch, wenn die Lesben (bzw. Bi-Frauen) Vampire sind. Ist neckisch und hinterlässt keine verräterisch-unschönen Bisswunden. Damit dürfte denn auch für alle endlich klar sein, dass sich Lesben natürlich mit HIV anstecken können, und wenn es auf diese Weise sein soll. Eigentlich ist der Gedanke an krank werdende Vampire ein ad absurdum für sich, aber den lieben Edgar hat es bereits niedergestreckt. Glücklicherweise war Graf Dracula zu Lebzeiten ein gebildeter Mann und hatte bereits für seine Tochter ein Gegenmittel aus Blutplasma mexikanischer Embryo-Haie gewonnen. Der Name Aids wird zwar nicht ausgesprochen, die Allegorie dürfte aber eindeutig sein, kursierte ein ähnliches "Heilmittel" damals durch die Presse.

Regelrecht abgründig wird Geschwisterliebe mit dem Filmfinale, welches wir hier nicht unbedingt verraten wollen, nur soviel, dass es reichlich unwahrscheinlich ist, dass das liebe Bruderherz mit seiner visionären Familienverbindung davon nichts merkt.

ki, Berlin
Foto ©: October Films
 
Kein deutscher Kinostart, im Verleih von Senator
US: 1. September '95
GB: 5. April '96
Frankreich: ?
 
English version

Filmdaten:

Offizieller Link:  Nicht mehr vorhanden oder nicht bekannt.
 

copyright: Queer View, 27. Dezember 1997