I Shot Andy Warhol

Queer Watchlion

Jared Harris als Andy WarholFemistinnen, Überlebende, tuntige Schwule, Transvestiten, Lesben, Prostituierte und sogar eine an den Rollstuhl gebundene Frau haben wir in I Shot Andy Warhol. Die einen sind sexistisch, die anderen erkennen die Frau im Männerkörper nicht an und die dritten haben etwas gegen alle. Queer per Difinition, aber nicht von Herzen. Da die Einstellungen der verschiedenen Gruppen sehr gut beobachtet sind, glauben wir an dieser Stelle an keine ungewollten Ergebnisse. Das deutlichste, weil am häufigsten dargestellte, ist das Bild der Tunte in jedem Sinne, von dem gehässigen Schwulen, über den überdrehten Künstler bis zum Transvestiten: oberflächlich, real-gehässig, egozentrisch, ignorant, frauenfeindlich. Auf andersgeartete Alibi-Schwule / -Tunten wird verzichtet. Riecht nach Klischee, mag in Warhols Kreisen dennoch der Realität entsprochen haben, so wie es nun einmal auch heute vielerorts der Fall ist.

Trotzallem hat Regisseurin Mary Harron den Schwulen hübsch eingepackt, ganz im "aufgeschlossenen" 90er-Jahre-Stil: Die Schwulen-Bilder der vorangegangenen Film-Jahrzehnte wurden beseitigt und durch eines ersetzt, das das Tucken schätzt aber nicht für voll nimmt. Ein Trend, der sich besonders schön, weil wahrhaftig, in einer Szene der Dokumentation Unzipped über den Modeschöpfer Isaac Mizrahi von Douglas Keeve betrachten lässt.

Was beschweren wir uns? Wenn einejede den Sinn fürs Tuntentum entwickelte, wär's nur noch halb so schön...

ki

copyright: Queer View 1996

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