Flak
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Informationen zur Flak – Batterie auf dem Flugplatz Marxwalde
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Dieser Stand entspricht dem Zeitraum von Oktober 1981 -

Standort / Lage: Direkt auf dem Flugplatz, in unmittelbarer Nachbarschaft zum TG 44

Die Feuerstellungen befanden sich in Nähe der SLB, so dass eine Beobachtung des Luftraumes stattfinden konnte.  Die Flak Batterie gehörte zum FTB 8.

Aufgabe der Flak Batterie: Sicherung des direkten Luftraumes des Flugplatz vor feindlichen Angriffen

Mit der Flak konnten sowohl Luft - u. Bodenziele angegriffen werden. Aktive Teilnahme am Diensthabenden System – DHS ( X + 5min.), es befanden sich immer 2 Geschütze in den Feuerstellungen. Insgesamt befanden sich auf dem Gelände 6 Feuerstellungen, jede Feuerstellung hatte einen integrierten Munitionsbunker.                           

Bewaffnung: 6 Geschütze Zwillingsflak ZU 23- 2 

Munition (23 mm) war in Gurten zu je 50 Schuss in Gurtkästen. Munitionsausführung in Panzerbrand, Splitterspreng, Leuchtspur. Die Munition ist identisch mit der einer Bordkanone der MIG 21 oder Schilka. Es wurde immer in abwechselnder Granatfolge gegurtet. Theoretische Feuergeschwindigkeit 400 Schuss/min.

Personal: Die Geschützbedienung bestand aus insgesamt 5 Mann

1 Geschützführer (Uffz)
4 Kanoniere  K1 bis K4 ( Soldaten), wobei der K1 die Stellung des stellvertretenden Geschützführers einnahm.
Dazu kamen die Unteroffiziere und Soldaten der Feuerleitstelle, welche die Zielerfassungsdaten aufnahmen und an die Geschütze weitergaben

Führungspersonal:

1Batteriechef im Offiziersrang eines Major
2 Zugführer im Offiziersrang eines Leutnant bis Hauptmann
1 Politoffizier
1 Hauptfeldwebel 

Fahrzeuge:

Als Zugmittel für die Geschütze dienten leichte LKW der Marke „Robur“ LO 1800 / 2000, diese standen in der so genannten Protzenstellung.

Schieß-Übungen: Die Schießübungen fanden in Zingst statt.

Dort wurde auf Luftsäcke (gezogen von einer IL-28), Hubschrauber und Panzerziele geschossen.

Die Flak Batterie wurde mehrmals als „Beste Flak Batterie der DDR“ ausgezeichnet.

 

Und nun einiges zur Geschichte, Geschichten und Episoden zu der Flak Batterie:

Der offizielle Zufahrtsweg befand sich am Eingangstor zur 2.JS, dann ging es vorbei an der NFSK zu dem Gelände der Flak. Das Gelände war zusätzlich eingezäunt und wir stellten trotz der Bewachung des Flugplatzes jeden Tag von 18.00 bis 06.00 Uhr unsere eigene Wache. Wahrscheinlich wegen der Funktion im DHS und der scharfen Munition für die Geschütze.

In dieser Zeit hatte nur noch der OvD mit der jeden Tag wechselnden Parole die Berechtigung das Gelände zu betreten. Zu den Aufgaben der Wache gehörte die regelmäßige Kontrolle der Munitionsbunker und des Bunkers in dem sich die Waffenkammer für die Handfeuerwaffen befand. Wir waren also eine sehr abgeschirmte Einheit und niemand kannte uns so recht. Deshalb kam es auch zu einigen Gerüchten über die Flak im gesamten Objekt. So wurde uns unter anderem nachgesagt, dass die Soldaten dort besonders „geschliffen“ würden. Aber wir taten nur unseren ganz normalen Soldatenalltag. Der einzige Nachteil bestand eigentlich nur darin, dass wir nicht oft in das Objekt kamen und durch das DHS auch nur sehr begrenzt in Ausgang dürften.

Die Versorgung mit Limonade, Kaffee, Zigaretten und anderen Sachen fand bei uns selber statt. Die Waren wurden während des Wäscheumtausches in der zentralen Kleiderkammer im Objekt bei der MHO eingekauft.

Aber es gab noch mehr Besonderheiten bei der Flak:

Die Gebäude bestanden aus folgenden „Häusern“. Es gab 2 Fertigteilbungalows in denen der Batteriechef, die Zugführer, der Politoffizier sowie der kleine Laden für die Limo usw. untergebracht waren. An diesen einen Bungalow war ein kleiner Anbau, darin befand sich die eine Dusche für alle Soldaten und Unteroffiziere. Diese wurde durch einen Kohlebadeofen mit integriertem Wärmetauscher betrieben.

Dann stand da noch ein etwas größerer Containerbau, dieser diente als Tagesunterkunft für die Soldaten / Uffz, den Raum für die Wäschekammer, UvD - Raum, Toiletten, aber auch der Hauptfeldwebel schlief in diesem Bereich. Der Hauptfeldwebel ( Berufsunteroffizier für 10 Jahre) konnte und wollte wohl nicht im Ledigenwohnheim am Objekt schlafen. Und es gab noch ein „Ziehharmonika- Fertigteilbau“, in der sich der Speiseraum und das Schulungszimmer befanden. Diesen Bau konnte man jedoch nicht beheizen, da solange ich dort gedient habe, die Dieselheizung (Siroccoheizung) defekt und auch demontiert war. Da der Containerbau aus Brandschutztechnischen Gründen nicht für die Soldaten und Unteroffiziere genutzt werden konnte, schliefen wir bis September/Oktober 1980 in Zelten unweit der SLB.

Das neue Unterkunftsgebäude wurde im September/Oktober 1980 fertig gestellt. Gebaut wurde es von uns Armeeangehörigen selbst. Nur die Installations-, Fliesen- u. Elektroarbeiten wurden durch Fremdfirmen realisiert. Und auf dieses von uns geschaffene Unterkunftsgebäude waren wir stolz und wir behandelten es auch pfleglich wie es sich gehört. Selbst geschaffene Werte achtet man immer noch am meisten, da man zu ihnen eine ganz andere Verbundenheit herstellt. Natürlich soll man auch alle anderen Werte schätzen und gut mit ihnen umgehen.

Auf dem Gelände befanden sich außerdem noch 3 Bunker, einer diente als Waffenkammer und die beiden anderen als Mannschaftsbunker. Die Fahrzeuge standen in einer Protzenstellung (ins Gelände vertiefte Abstellfläche und mit Tarnnetzen überspannt). Die Geschütze außer DHS-Geschütze) standen in Fertigteilgaragen. Die Tore waren verschlossen und mit einer Petschaft versehen.

Im vorderen Bereich der Gebäude unter einer großen alten Eiche hatten wir einen Grillplatz, dort gab es dann manch Leckerei wie z.B. Pilzpfanne oder mal ein gegrilltes Würstchen. Als Grillmaterial dienten uns gesammelte Kiefernzapfen (Kienäppel). Aber richtig offiziell war er wohl nicht.

Die gesamte Ausrüstung der Flak (Geschütze und Fahrzeuge) stand nochmals in der Ministerreserve im KFZ - Park und wurde dort auch regelmäßig gewartet.

 

Flak statt Strehla:

Den Grund warum die Flugplatzverteidigung noch mit Flak organisiert war, ist unbekannt. Die ZU 23 - 2 war eben eine gute Allzweckwaffe. Sie war durch ihr geringes Gewicht (ca.1 Tonne) leicht umzusetzen. In der Ministerreserve befanden sich aber schon LO 2000 mit Aufbaumöglichkeit der Strehla - Raketen und die Schussrampen standen auch schon dort, waren aber nicht montiert. Vielleicht wurde die Flak Batterie Ende der 1980er darauf umgestellt. Die ZU 23 - 2 hatte sich in vielen Kämpfen bewährt  (z.B. in Vietnam). Vielleicht ging es auch um Kostengründe, die Strehla vorerst nicht einzusetzen. Auch wäre durch den Einsatz der Strehla bestimmt ein Abbau des Personals bei der Flak Batterie zu verzeichnen gewesen.

DHS:

Die militärische Führung ging trotz der gestarteten DHS - Abfangjäger von einem Durchbruch einzelner feindlicher Flugzeuge aus. Um den Flugplatz vor diesen Feindflugzeugen zu schützen, befanden sich die Flak - Batterie im DHS. 1980 fanden mehrere Flugzeug- Entführungen in Polen statt. Diese Maschinen waren auf Inlandsflügen und es handelte sich ausschließlich um Passagiermaschinen mit Propellerantrieb. Entführt wurden die Maschinen nach Berlin (West) und damit fand eine Verletzung des Luftraumes der DDR statt. Die DHS Maschinen gingen folglich nach Alarmierung in die Lüfte. Die Besonderheit bestand aber darin, das die entführten Maschinen von den Entführern angewiesen wurden mit ausgefahrenem Fahrwerk die DDR zu überfliegen. Dadurch war ihre Geschwindigkeit so gering, dass sie nicht  ohne Schäden für Mensch und Maschine zu einer Landung durch Bedrängung der eingesetzten Abfangjäger bewegt werden konnten.

Dazu Rainer Timm: »Es kam nun der Tag, den ich nicht vergessen werde. Es flog eine Maschine in Schussweite über Marxwalde, ich selber saß am Geschütz als K1, die Waffen waren geladen und durchgezogen ... also Feuerbereit (wie üblich im DHS)! Eine Betätigung des Fußpedals unter meinen Füßen hätte gereicht: Aber ich bin heute noch glücklich, dass der letzte Befehl dazu ausblieb. Es hätte nur noch irgendwo ein Heißsporn sitzen müssen, der die Nerven verliert. Man wollte aber wahrscheinlich keine unschuldigen  Menschen in Gefahr bringen oder Tote beklagen, deshalb zogen die Maschinen unbehelligt über das Gebiet der DDR, eskortiert von Abfangjägern.

Ich glaube auch, dass sich die polnischen Entführer der ausgesetzten Gefahr nicht bewusst waren. Der Fakt ist nur, nachdem die erste Entführung gut ging, nahm die Zahl der Entführungen zu.«

 

Und nun noch einige Personalien:

Batteriechef bis ca. Juli 1980 war Major Departement und ab Juli 80 Major Göpfert, Günter. Major Göpfert war meines Wissens vorher in Preschen stationiert. Hauptfeldwebel bis April 1981 Feldwebel Arlt, danach Feldwebel Braun oder Braune, Lothar. Zugführer 1. Zug: Hauptmann Müller. Zugführer 2. Zug: Oberleutnant Wegmann, Jürgen. Politoffizier war Oberleutnant Wiesner. Der Bataillonskommandeur des FTB 8 war Oberstleutnant Wittum.

Infos und Text von Rainer Timm


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