Über
das Buch
Meist
lautet eine der häufigsten Fragen von Lesern an mich, was mich zu diesem Buch
überhaupt veranlaßt hat. Der erste Grund ist
folgender: Die Darstellung des Themas Prostitution
in den Medien folgt weitgehend dem "inneren
Schauder", den der brave Bürger bei Gedanken an die
Rotlichtszene empfindet (bzw. empfinden soll). Die überwiegende
Mehrheit der Veröffentlichungen beleuchtet kriminelle
Auswüchse, ist feministisch - verurteilend, psychologisch pathologisierend
oder eben von Aussteigerinnen aus Gründen der individuellen
Aufarbeitung traumatischer Erlebnisse geschrieben worden
und somit nicht repräsentativ. Denn die
Mehrzahl der Frauen in diesem Gewerbe denkt gar nicht daran,
auszusteigen. (Eine komplette Abhandlung aller geläufigen
Klischees zum Thema findet sich übgrigens in dem bemerkenswerten Buch
"Laß dich verwöhnen" von Tamara Domentat.) Diese
Praxis erscheint mir ungerecht und realitätsverzerrend. Sogenannte
"Hobbyhuren" sind das beste Beispiel dafür, daß es andere
Wahrheiten neben der veröffentlichten Mainstream-Meinung gibt.
Der
zweite Grund : Ich
schätze Frauen, die sich nicht an die Begrenzungen
der bürgerlich - doppelmoralischen Werteordnung halten und ihre Lust
autonom leben. Daß es jenseits von Liebesbeziehungen
auch sexuelle Lust geben kann, ist den meisten Menschen ja noch
geläufig. Aber sowie Geld ins Spiel kommt, nehmen viele an, daß
dann ja von Lust keine Rede mehr sein könne. Aber das ist weder
logisch, noch plausibel, jedenfalls so lange nicht, wie die Frauen
sich die Männer, mit denen sie Sex für Geld haben, selbst aussuchen. Und das können die meisten Frauen in meinem Buch. Für
manche besteht eine Art sekundärer Lustgewinn zusätzlich im "Tabubruch",
andere Formen des Lustgewinns findet der Leser im Buch. Um Lust autonom zu leben "müssen" sich Frauen
natürlich nicht prostituieren, auch wären nicht
alle Frauen dieser Rolle gewachsen. Aber Prostitution,
wenn sie einer freien Entscheidung folgt, ist
eine von vielen Möglichkeiten. Und zwar oft
eine mutige. Deswegen ist es mir wichtig, daß
diese
Frauen
zu Wort kommen. Daß es natürlich auch leichtsinnige und unüberlegte Entschlüsse
dazu gibt, ist dem Autor bewußt.
Der dritte Grund ist
sozialpsychologisch. Nicht gelebte Lust schafft
Frustration, Frustration mündet allzu oft in Gewalt. In den Beziehungen, auf der Straße, in den Parks
und - im gesamten gesellschaftlichen Leben.
Frauen, die die Möglichkeit schaffen, Lust entspannt zu
erleben, vermindern damit das Gewaltpotential.
Und
auch wenn dies die meisten Frauen in diesem Job
kaum selbst ausdrücklich so sehen würden,- sie
tun es de facto. Mit dieser Aussage erhebe ich nicht den Anspruch, das Phänomen "Gewalt" umfassend beschrieben zu haben, wie mir manche vorwerfen wollten. Ich
höre jetzt schon den Protest derer, die mich
einer "romantisierenden Sichtweise" bezichtigen. Nein,
auch ich weiß, daß es im "Gewerbe" Schattenseiten
gibt. Auch ich weiß, daß nicht alle Frauen
freiwillig "anschaffen" gehen. Aber
das ist bei Weitem nicht die ganze Wahrheit und
auch deswegen gibt es dieses Buch.
Das
Buch nun
erhebt keinen Anspruch darauf, soziologisch
repräsentativ zu sein. Ich habe willkürlich Frauen
kontaktiert und bekam willkürlich Zusagen, Absagen
oder auch gar keine Antwort auf meine Frage nach
einem Interview. Auch haben nicht alle interviewten
Frauen eine von mir persönlich für ideal gehaltene Einstellung. Aber
darum ging es mir auch nicht, denn "Wunschfrauen" hätte
ich auch erfinden können.
Jedoch muß ich möglicherweise alle enttäuschen,
die eine bereits vorgefaßte Meinung zum Thema Prostitution
in meinem Buch bestätigt finden wollen, wenn diese
Meinung den
herkömmlichen moralisierenden Klischees folgt.
ICH
BIN JETZT ABER WIRKLICH NEUGIERIG UND MÖCHTE DAS BUCH
ENDLICH BESTELLEN
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