Interview der Woche / "Ich habe gute Arbeit geleistet"

Knapp 25 Monate war Volkan Uluc (39) als Trainer für den Oberligisten BFC Dynamo tätig. Vergangene Woche schmiss er hin. Der A-Lizenz-Inhaber arbeitete hauptberuflich beim BFC, fungierte zudem als Koordinator für den Großfeldbereich (ab C-Jugend). Dass die Arbeit im Hohenschönhauser Sportforum nicht immer ganz einfach ist - immerhin erlebte der Trainer während seiner Zeit bei Dynamo mit Mario Weinkauf, Frank Berton und Norbert Uhlig gleich drei Präsidenten -, erläutert Uluc im folgenden Interview.

Warum haben Sie am vergangenen Donnerstag um eine vorzeitige Auflösung Ihres Vertrages gebeten?
Uluc:
In letzter Zeit gab's merkwürdige Entwicklungen. Irgendjemand aus dem Präsidium gab jetzt vertrauliche Informationen an die Boulevardpresse weiter. In solchen Fällen muss man die Zusammenarbeit beenden und sie nicht zwanghaft fortführen.

Ursprünglich hatten Sie sogar einen Vertrag mit einer Laufzeit bis zum Juni 2011. Vor kurzem baten Sie dann, zum Saisonende 2009 ausscheiden zu dürfen. Ein Fehler?
Uluc:
Wir wollten erst einmal diese Saison abwarten. Im Vertrag existierte eine entsprechende Klausel für beide Seiten. Die Unruhe begann aber bereits im November. Da waren wir Tabellenzweiter und noch im Aufstiegsrennen. Seinerzeit hieß es plötzlich: 'Wenn der Uluc die nächsten drei Spiele nicht gewinnt, ist er weg.' So etwas ist nicht seriös. Ich denke, dass ich gute Arbeit geleistet habe.

Fehlt eigentlich einem Trainer, von dem alle Spieler wissen, dass er zum Saisonende ausscheidet, die Autorität?
Uluc:
Mit der Mannschaft gab's keine Probleme. Dann schon eher mit dem Umfeld und einigen Sponsoren, die leider Gottes nicht alle auf einer Wellenlänge waren. Man sollte sich als Trainer nicht vor einen Karren spannen lassen, wo andere die Radmuttern schon losgeschraubt haben.

In der Oberliga Nord kennen Sie sich aus, haben schon schwierige Vereine wie SV Yesilyurt, Berlin Ankaraspor, Brandenburg Süd trainiert und sind mit Sachsen Leipzig in die Regionalliga aufgestiegen. Was ist eigentlich das Besondere am BFC Dynamo?
Uluc:
Ich habe Dynamo vor fast genau zwei Jahren übernommen, als sich der Verein in Abstiegsgefahr befand. Solange der Erfolg da ist, ist alles okay. Beim BFC jedoch lässt sich das Umfeld von den Fans beeinflussen. Und dem Trainer wird von Woche zu Woche ein Zeugnis ausgestellt. Das ist nicht fair. Der Verein muss vielmehr in Drucksituationen die Ruhe bewahren. Das ist beim BFC aber nicht der Fall. Dass Tennis Borussia in dieser Saison der haushohe Favorit ist, war doch schon vor dem ersten Punktspiel klar. Und wir sind Zweiter. Aber der Trainer, der für Dynamo kein Spiel verliert, muss erst noch gebacken werden. Dennoch: Ich habe bei Dynamo zu 90 Prozent positive Erfahrungen gemacht, die restlichen zehn Prozent vergesse ich ganz schnell.

Seit dieser Saison ist die Oberliga nur noch fünftklassig. Ist dieser Abstieg aus wirtschaftlicher Sicht bereits spürbar?
Uluc:
Auf jeden Fall. Viele Vereine haben Probleme und müssen Pläne, die sie vor der Saison aufgestellt haben, nach einem halben Jahr wieder wegschmeißen. Und dann wird als Erstes immer der Etat gekürzt.

Sie haben 18 Kilo abgenommen. Müssen wir uns eigentlich um ihren Gesundheitszustand Sorgen machen oder war der Job beim BFC in den letzten Monaten zu stressig?
Uluc:
Weder noch. Das war alles gewollt. Beim BFC sollte nicht länger jemand als Trainer arbeiten, der wie ein gedopter russischer Gewichtheber aussieht. Ich hab's schlichtweg für meine Gesundheit getan.

Wann und wo werden wir Volkan Uluc auf der Trainerbank wiedersehen?
Uluc:
Das weiß ich jetzt nicht. Einige Anfragen gibt es. Unter anderem besteht vielleicht die Möglichkeit, bei einem höherldassigen Verein als Co-Trainer einzusteigen. In der neuen Saison werde ich wieder irgendwo als Trainer auftauchen, dann aber wahrscheinlich außerhalb Berlins.


Ulli Meyer, Fußballwoche, 06.04.2009