Polizist verprügelt Fußballfan / Strafverfahren gegen Hundertschaftsführer

Nach dem Fußballspiel BFC Dynamo gegen Tennis Borussia am vergangenen Wochenende ermittelt die Polizei in den eigenen Reihen. Bei den Krawallen zwischen Fußballfans und Polizisten im Charlottenburger Mommsenstadion dokumentierte ein Besucher mit einer Kamera einen Angriff eines Beamten auf einen am Rande stehenden Fan. "Das Geschehen auf dem Video begründet den Verdacht einer Körperverletzung im Amt", sagte ein Polizeisprecher am Freitag. Auf dem 27 Sekunden langen Film ist ein Polizist zu sehen, der einen telefonierenden Fan des BFC Dynamo ohne ersichtlichen Grund die Faust ins Gesicht schlägt. Auch ein danebenstehender Mann wird von dem Beamten niedergeschlagen. Dicht dabei steht ein behelmter Polizist, der nichts gegen den prügelnden Kollegen unternimmt. Der prügelnde Beamte, der keinen Helm trug, konnte identifiziert werden: Er ist ein Hundertschaftsführer der Bereitschaftspolizei.

Das Polizeipräsidium leitete gegen ihn ein Strafermittlungsverfahren ein. Er wurde von seinen Aufgaben entbunden. "Über dienstrechtliche Konsequenzen ist auf der Grundlage der Ermittlungsergebnisse im Rahmen eines Disziplinarverfahrens zu entscheiden", sagte der Polizeisprecher. Das Video, das offenbar mit einer Handykamera aufgenommen wurde, war am Donnerstag im Internet bei Youtube zu sehen. Bei dem Oberligaspiel waren 58 Personen, darunter sieben Polizisten, verletzt worden. Das Spiel musste zweimal unterbrochen werden, weil Feuerwerkskörper auf das Spielfeld flogen. Schließlich wurden Beamte nach Darstellung der Polizei massiv bedrängt, sodass sie sich mit Pfefferspray und Schlagstock verteidigen mussten. Die Polizei nahm 18 Personen fest und leitete Verfahren wegen Landfriedensbruchs und Körperverletzung ein. Die Linkspartei will den Vorfall zum Anlass nehmen, erneut auf die namentliche Kennzeichnung von Polizisten zu drängen. "Wir fordern eine entsprechende Gesetzesänderung", sagte Udo Wolf von der Links-Fraktion am Freitag.


Andreas Kopietz, Berliner Zeitung, 13./14.12.2008