Nach Oberliga-Randale: Handyvideo belastet Polizei

Es war von vornherein klar, dass das Duell der Fußball-Oberliga zwischen Tennis Borussia und dem BFC Dynamo kein normales Fußballspiel werden würde. Doch die Vorkommnisse vom vergangenen Sonntag haben ein größeres Nachspiel, als man vermuten konnte. Nach der Kritik von BFC-Präsident Norbert Uhlig, die Berliner Polizei hätte auf die Ausschreitungen völlig überzogen reagiert, haben sich die Verantwortlichen der Hohenschönhauser einen Maulkorb verpasst. "Wir werden dazu erst in der kommenden Woche wieder Stellung nehmen", bestätigte gestern Martin Richter, Pressesprecher des BFC. Der Klub will erst die Gespräche heute mit dem Nordostdeutschen Fußball-Verband (NOFV), am Montag mit dem Berliner Fußball-Verband (BFV) sowie in der kommenden Woche mit der Berliner Polizei abwarten. Bei Dynamo lässt man derzeit lieber Bilder sprechen. Und die scheinen Uhlig zu bestätigen.

So ist im Internetportal Youtube ein Handyvideo aufgetaucht, das einen Polizeibeamten zeigt, der einem Fan einen Faustschlag ins Gesicht verpasst. Von Ausschreitungen von BFC-Fans ist in jenen 27 Sekunden nichts zu sehen. Die Polizei bestätigte per Pressemitteilung, dass es sich bei dem Angreifer um einen Hundertschaftsführer der Bereitschaftspolizei handelt. "Das Geschehen auf dem Video begründet den Verdacht einer Körperverletzung im Amt. Ein entsprechendes Strafermittlungsverfahren wurde eingeleitet", heißt es in der Mitteilung weiter. Im Rahmen eines Disziplinarverfahrens soll über dienstrechtliche Konsequenzen entschieden werden. Der Hundertschaftsführer wurde bis zum Abschluss der Ermittlungen von seinen Aufgaben entbunden. Was vor den 27 gezeigten Sekunden geschehen ist, lässt das im Internet veröffentlichte Video jedoch offen. So soll die gezeigte Zivilperson zu einer Gruppe von Leuten gehört haben, die den Beamten und seine Kollegen vorher angegriffen haben soll.

"Es gab vereinzelt Fans im BFC-Block, die mal wieder ihre Bühne suchten und auch fanden", hieß es dazu in einer Mitteilung des BFC-Fanbeirats. Gegen zwei Unverbesserliche, die Feuerwerkskörper abgebrannt haben beziehungsweise auf den Zaun des Mommsenstadions geklettert waren, hat der BFC Dynamo bereits Stadionverbote bis zum Jahr 2011 verhängt. Beide Randalierer seien noch während der Partie vom BFC-eigenen Sicherheitsdienst gestellt worden und sollten angeblich der Polizei übergeben werden. Diese habe jedoch durch ihr Eingreifen die im Vorfeld getroffenen Sicherheitsabsprachen verletzt. Bis zum Einschreiten der Beamten haben die BFC-Ordnungskräfte die Situation jederzeit unter Kontrolle gehabt, hieß es in einer BFC-Pressemitteilung. Eines haben die Vorfälle vom Sonntag gezeigt: Der BFC Dynamo hat noch einen sehr langen Weg vor sich, wenn er sich von seinem Hooligan-Image lösen will. So werden heute beim Oberliga-Auftritt der Berliner bei Germania Schöneiche (13 Uhr, Jahn-Sportplatz) die Sicherheitskräfte äußerst genau hinschauen, was sich im Block des BFC-Anhangs tut.


Michael Färber, Berliner Morgenpost, 13.12.2008