Auf der Suche nach Wahrheit

Es gibt Dinge, die sind unbestritten. Dass das Spiel Tennis Borussia gegen den BFC Dynamo am vergangenen Sonntag stattgefunden hat. Dass es mit einem 4:2 endete. Dass es für drei Minuten unterbrochen war. Dass Böller flogen, ein Fan auf einen Zaun kletterte. Dass es einen Polizeieinsatz gab. Mit Pfefferspray und Schlagstöcken. Und mehr als 50 Verletzten. Diese Wahrheit dürfte von allen Beteiligten unbestritten sein. Aber es ist nur ein Teil der Wahrheit. Viele BFC-Fans haben uns in den vergangenen Tagen teils unflätig, teils wohlformuliert vorgeworfen, auf der Suche nach dieser ganzen Wahrheit Lügen verbreitet zu haben. Ein Vorwurf, der jeden verantwortungsvollen Journalisten zutiefst trifft. Und der KURIER versucht immer, verantwortungsvoll zu berichten. Bei einer so schwierig zu durchschauenden Eskalation von Gewalt wie der im Mommsenstadion gibt es immer Opfer und Täter auf allen Seiten. Es gab Pöbeleien beider Fan-Lager, es gab Unschuldige, die zwischen die Fronten gerieten und von der Polizei nicht geschont wurden. Wahrscheinlich sogar Kinder. Das ist schlimm, möglicherweise sogar verwerflich. Aber die Klärung der Schuldfrage darf bei allem nicht unter den Teppich gekehrt werden. Sorry, ihr wenigen unverbesserlichen BFC-Fans – sie ist der Beginn der Suche nach der Wahrheit.


Kai-Uwe Zickerick, Berliner Kurier, 10.12.2008