Krawalle bei BFC-Spiel / Nach den Ausschreitungen hagelt es Vorwürfe

Hat die Polizei auf Frauen und Kinder eingeprügelt? Diesen Vorwurf richtet der Präsident des Berliner Fußball-Oberligisten BFC Dynamo gegen die Sicherheitskräfte. Im Mommsenstadion war es bei der Partie gegen Tennis Borussia zu schweren Ausschreitungen gekommen. Die Polizei weist die Vorwürfe zurück. Die Ausschreitungen beim Fußball-Oberligaspiel zwischen Tennis Borussia und dem BFC Dynamo haben am Sonntag 58 Verletzte gefordert. Wie die Polizei am Montag mitteilte, gab es rings um die Partie im Mommsenstadion am Sonntag 18 Festnahmen. BFC-Präsident Norbert Uhlig warf den mit mehreren Hundertschaften angerückten Einsatzkräften ein unverhältnismäßiges Einschreiten vor. Nach Angaben der Polizei hatte die Partie zweimal vom Schiedsrichter unterbrochen werden müssen, da ein 27-jähriger Fan des BFC Dynamo Feuerwerkskörper auf das Spielfeld geworfen hatte.

Der Mann wurde festgenommen. Kurz vor dem Spielende kletterten Sympathisanten des gleichen Vereins auf Zäune und wurden von Ordnern zurück gedrängt. Diese und unterstützende Polizisten wurden von den Fans massiv körperlich angegriffen. Die Beamten setzten zu ihrer Verteidigung Pfefferspray und Schlagstöcke ein. Alle in Gewahrsam genommenen Personen wurden später wieder auf freien Fuß gesetzt. Unter den 58 Verletzten waren sieben Polizeibeamte. Rund 600 Polizisten waren im Einsatz. Der BFC-Präsident Uhlig sprach hingegen von Übergriffen gegen Frauen und Kinder: "Es ist mir absolut unverständlich, wie Männer in voller Montur auf sechs- bis achtjährige Kinder und Frauen einschlagen können", sagte Uhlig. Der Club prüfe, mit welchen rechtlichen Mitteln er dagegen vorgehen könne. Uhlig wehrte sich zudem vehement gegen das schlechte Image des einstigen DDR-Rekordmeisters. Seit dem Spielabbruch gegen den 1. FC Union im Mai 2006 habe sich die Sicherheitslage stark verbessert: "Wir sind dabei, den Sicherheitsdienst abzubauen, weil wir ihn nicht mehr brauchen."

Der Präsident des Berliner Fußball-Verbandes (BFV), Bernd Schultz, kritisierte dagegen, er habe von Vereinsseite niemand gesehen, der mäßigend eingegriffen habe. "Das muss auch Dynamo zu denken geben", sagte Schultz, der sich bestürzt über die Vorfälle zeigte: "Wir reden über eine für die Medien uninteressante Spielklasse. Es dreht sich immer wieder um die gleichen Vereine." BFV-Präsident Schultz erklärte, nach dem Abbruch gegen den 1. FC Union sei ein Ausschluss des BFC Dynamo als letzte Konsequenz diskutiert worden. "Seitdem hatte sich vieles zum Besseren gewendet", sagte Schultz und kündigte Beratungen über die Ereignisse vom Sonntag auch im Nordostdeutschen Fußball-Verband (NOFV) an. Die Randalierer schadeten dem BFC Dynamo, der eine hervorragende Jugendarbeit leiste, fügte Schultz hinzu. Der erst seit einigen Monaten amtierende Uhlig beklagte, es werde auch von den Medien überhaupt nicht gewürdigt, dass sich der Verein stark bei der Kinderbetreuung engagiere und dafür sogar ausgezeichnet werde.


Autor nicht bekannt, Berliner Morgenpost, 08.12.2008