| Die Wogen beim Traditionsverein haben sich noch nicht vollends geglättet. Aber im Sportforum scheinen sich viele Beteiligte darum zu bemühen, die wirtschaftliche und sportliche Krise einzudämmen. "Wir brauchen keinen internen Machtkampf. Es gibt nun klare Absprachen", erklärt Präsident Mario Weinkauf. "Ich bin gegenüber den Behörden, der Presse und der Öffentlichkeit für die Außendarstellung des Vereins verantwortlich. Peter Meyer hat die Innenverwaltung übernommen." Meyer, Geschäftsführer beim Hauptsponsor Infinity, kontrolliert quasi die Finanzen. Ob er in naher Zukunft auch wie noch vor kurzem angenommen zum Präsidenten aufsteigen wird, erscheint derzeit fraglich. Zum einen sollen laut Mario Weinkauf auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung des Vereins Ende Oktober bisher keine Präsidiumswahlen auf der Tagesordnung stehen. Zum anderen ist bei Weinkauf der allgemeine Frust über sein Amt und die missliche wirtschaftliche Lage des Vereins gewichen.
Der Präsident und "Außenminister" in Personalunion äußert wieder klare Ziele: "Wir wollen eine Insolvenz vermeiden, nicht absteigen und den Verein wirtschaftlich gesunden lassen." Dafür und zum Wohle der großen Jugendabteilung drückt Weinkauf möglicherweise die Augen zu, wenn es um die Herkunft von Sponsorengeldern geht. In die Kritik war auch der neue und frühere Gönner Meyer geraten, über den in letzter Zeit verbale Kübel voll Dreck ausgeschüttet wurden. Hauptvorwurf aus dem "progressiven" Dynamo-Umfeld: Peter Meyer soll der Hooliganszene nahe stehen. Meyer selbst äußerte vor dem Burgfrieden beim BFC die Vermutung, dass derartige Anschuldigungen nur von den wirtschaftlichen Sorgen des Clubs ablenken sollen, dessen Etat mit rund 150.000 Euro unterdeckt ist. Immerhin gab Meyer zu, beim Platzsturm nach dem Oberligaspiel bei Babelsberg 03 im Sommer 2004 beteiligt gewesen zu sein. Meyer: "Ich wurde jedoch vor Gericht freigesprochen."
Unabhängig davon schätzt Kapitän Jörn Lenz die klaren Worte Meyers, der die Mannschaft gleich nach seiner die vorläufige Rettung bringenden Investition zu weiteren Gehaltsverzichten aufgefordert hat. "Bisher ist kein Spieler abgesprungen", sagt Lenz, der nach den Rücktritten von Coach Rajko Fijalek und "Co" Bodo Rudwaleit gemeinsam mit Torhüter Nico Thomaschewski das Traineramt übernommen hat. "Am Mittwoch im Nachholspiel bei Tennis Borussia stehen wir dennoch beide auf dem Platz", blickt Lenz, der wie Thomaschewski vor einigen Jahren noch das TeBe-Trikot trug, voraus. Diese Entscheidung fällte am Freitagabend der Mannschaftsrat, dem außer Lenz und Thomaschewski noch Falk Jarling, Manuel Benthin und Alexander Jakowitz angehören. Ob Thomaschewski und Lenz als Trainerduo allerdings zur Dauerlösung werden, ist ungewiss. Präsident Mario Weinkauf. "Wir suchen parallel auch nach anderen Varianten."
Matze Koch, Fußballwoche, 18.09.2006
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