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Auf verlorenem Posten / Der Oberligist BFC Dynamo befindet sich in einer schweren Krise und droht, weiter ins Abseits zu driften

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Derzeit klingt alles nach Aufgabe. "Ich wollte den Verein seriös machen, endlich gesellschaftsfähig. Aber das Umfeld hat mich boykottiert", sagt Mario Weinkauf. Der Präsident des BFC Dynamo wird wohl bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung Ende Oktober nicht mehr zur Wahl antreten. Diese Versammlung wird nötig, weil der heutige Amateur-Oberligist und einstige DDR-Rekordmeister sich wieder einmal in einer existenziellen Krise befindet: 148.000 Euro fehlen im Jahresetat von 350.000 Euro. "Wenn wir bis zur Winterpause nicht das Geld auftreiben, werden wir in letzter Konsequenz den Männerspielbetrieb in der jetzigen Form komplett einstellen und ganz unten, in der Kreisliga C, neu anfangen", sagte Vizepräsident Andreas Dielert nach einer Krisensitzung. Ein Insolvenzverfahren, wie bereits 2004 nach einer völligen Überschuldung (3,6 Millionen) erfolgreich abgeschlossen, kommt laut Dielert nicht mehr in Frage, um das Image nicht erneut zu beschädigen. Der BFC hat nun ein Sofortprogramm entwickelt, mit dem der Klub gerettet werden soll. Neue Mitglieder, möglichst 1.000 (derzeit sind es 700) sollen geworben werden, viele Kleinsponsoren. Die Spieler müssen auf zwei Monatsgehälter verzichten, obendrein auf 20 Prozent ihrer Gage. Sonst, so wurde ihnen mitgeteilt, gäbe es bald gar kein Geld mehr.

Am Freitagabend hatte Trainer Rajko Fijalek von der Unruhe im Umfeld genug: Er trat mit sofortiger Wirkung zurück. Interimsmäßig übernimmt nun der ehemalige Torhüter Bodo Rudwaleit das Training, kommende Woche soll ein neuer Übungsleiter präsentiert werden. Der neue starke Mann beim BFC ist Peter Meyer, Geschäftsführer des Hauptsponsors, einem Telekommunikationsunternehmen. Er stopfte bereits im August größere Etatlöcher, ist aber nicht unumstritten. Dieler formuliert es so: "Meyer hat eine wilde Vergangenheit, sicher, aber Menschen ändern sich. Er steht klar dafür, die Hooligans und Motorradfreaks nicht zu verdammen, so lange sie uns nicht schaden." Das Kernproblem beim BFC: Weinkauf machte sich Feinde in einflussreichen Kreisen. Er kämpfte gegen die Hell's Angels, die die Rechte am Klublogo halten, ebenso gegen Hooligans, und wollte zwielichtige Vereinssponsoren aus dem rechten Spektrum und der Schlägerszene ihre langfristigen Verträge aufkündigen.

"Ich wollte diese Leute nicht mehr beim BFC", sagt er, "aber jetzt geht es dem Verein so schlecht, dass er weiterhin auf deren Zuwendungen angewiesen ist. Schon ich musste zuletzt sagen: Augen zu, und das Geld nehmen." Die schweren Krawalle im Mai gegen Union, die laut Weinkauf womöglich gesteuert waren, um seine Bemühungen zu torpedieren, hätten viele Kontakte zu Sponsoren zerstört. Auch Hauptgeldgeber Jetlag stieg aus. Dielert: "Weinkauf muss sich von dem Luftschloss, den BFC gesellschaftsfähig zu machen, verabschieden. Die Gesellschaft will unseren Verein nicht. Für die sind wir immer noch der Stasi-Klub." Verschwörungstheorien, genährt durch jüngste Ereignisse: Der Senat weigert sich, für mindestens 80.000 Euro das Sportforum mit Sicherheitszäunen auszustatten. Dynamo aber darf laut Nordostdeutschem Verband erst wieder sein Stadion nutzen, wenn es auch sicher ist. Durch die neuen Entwicklungen dürften die "sozialen Randgruppen im Umfeld des BFC" (Weinkauf) Oberwasser bekommen: "Im Moment gehen einige mit der Kettensäge durch den Verein." Weinkauf befürchtet, dass er mit seinem Weg, den BFC wieder zu einem verlässlichen Partner zu machen, scheitert.

Matthias Wolf, Berliner Zeitung, 09./10.09.2006


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