Ober-Kommissar Koks / Hat der Beamte Razzia-Termine an Hools verraten?

Unter Fußball-Fans gilt er als harter Hund. Aber auch als einer, dem man nicht glauben kann. Jetzt misstrauen ihm sogar eigenen Kollegen. Ober-Kommissar Mario E. (40) steht im Mittelpunkt eines handfesten Polizei-Skandals. Der Beamte soll Termine von Razzien ausgeplaudert haben. Ausgerechnet an jene Hooligans, die er dienstlich überwachte. Bereits seit zwei Jahren kursieren in der Szene hartnäckige Gerüchte über Mario E. "Es existiert ein Video, das ihn privat mit Fans des BFC Dynamo zeigt. Dabei zieht sich E. eindeutig weißes Pulver in die Nase", berichten Fans. Die Aufnahmen könnten als Druckmittel gegen den Polizisten genutzt worden sein. Möglich ist zudem, dass Mario E. Rauschgift oder Geld gegen Infos tauschte. Um die Drogenprobleme des wichtigen Beamten weiß man auch im Polizeipräsidium. Mario E. (trainierter Bodybuilder) wird von seiner Dienststelle Ermittlungsgruppe (EG) Hooligan versetzt, bis alle Vorwürfe geklärt sind. Über die umstrittene Razzia in der Disko "Jeton" war die EG von der Polizeidirektion 6 erst gar nicht informiert worden. Fahnder witterten wohl den Verrat. BFC-Fan Sven E. (35), der beim Einsatz schwer verletzt wurde: "Zwei Stunden, bevor das SEK brutal die Disko stürmte, zogen die Beamten der EG Hooligan ab. Die hatten sich davon überzeugt, dass alles friedlich war." Sven E. erstattete Anzeige. Offiziell sind 60 solcher Anzeigen von 22 Betroffenen bei der Polizei bekannt. BFC-Fans sprechen von 184 Anzeigen. Jetzt ermittelt das neue LKA-Team "Jeton".


Holger Schacht / Claudia Keikus, Berliner Kurier, 26.08.2005