Gezielte Provokationen / Beim Fußballspiel zwischen Yesilyurt und dem BFC Dynamo kommt es zu Ausschreitungen

Das Spiel war bereits vorbei, und die Fans des BFC Dynamo feierten ihr siegreiches Team. Soweit war alles normal am Sonntagnachmittag. Ein paar Anhängern allerdings schien dies nicht zu gefallen. Sie rüttelten heftig am Stadionzaun und rissen ihn teilweise aus der Verankerung. Grund genug für die Polizei, mit Wasserschläuchen, Schlagstöcken und Pfefferspray einzugreifen. Die Beamten nahmen schließlich fünf Randalierer fest, doch in ihren Reihen gab es vier Verletzte, einer erlitt einen Nasenbeinbruch. Ein wenig verwunderlich ist die Randale schon. Sportlich hatte zuvor der BFC Dynamo sein Gastspiel beim SV Yesilyurt im Jahn-Sportpark deutlich mit 4:1 (2:0) gewonnen. Es gab also keinen Grund, Frust abzulassen. Aber genau dies ist das Problem beim BFC. "Es gibt halt immer Zuschauer, die kommen nur, um zu schauen, ob etwas passiert, denen ist der Fußball völlig egal", ist sich der BFC-Pressesprecher Yiannis Kaufmann des Problems bewusst.

Die Sicherheitsvorkehrungen waren bereits vor dem Spiel erhöht worden, da das Match als Problemspiel eingestuft war. Schon in der Vergangenheit war es bei Spielen des BFC gegen türkische Mannschaften immer wieder zu Zwischenfällen gekommen. "Die Provokationen gingen meist von den Dynamo-Fans aus", sagt ein Polizeisprecher. "Da gab es auch immer wieder Straftaten wegen des Zeigens von NS-Symbolen." Im Spiel gegen Yesilyurt tönten in schöner Regelmäßigkeit antitürkische Sprechchöre aus dem Dynamo-Fanblock. Die türkischen Zuschauer blieben ruhig. Vielleicht ist man solche Sprüche bei Yesilyurt auch schon gewohnt. "Vor zwei Jahren wurden wir bei einem Gastspiel in Hohenschönhausen mit Fladenbroten beworfen", berichtet der Präsident des Weddinger Vereins, Gökmen Ilkyaz. Solche Aktionen erscheinen umso merkwürdiger, denn auch beim BFC stehen Spieler mit ausländischen Wurzeln auf dem Rasen; so wird der iranischstämmige Rani Al-Kassem von den eigenen Fans angefeuert und bejubelt. "Da kann ja etwas nicht stimmen", wundert sich auch Ilkyaz.

Die Verantwortlichen des BFC kennen die Problematik. "Man sollte das alles aber nicht überbewerten", versucht Präsident Mario Weinkauf die Situation herunterzureden. Der Verein spielt gern mit den Klischees und seiner Stasi-Vergangenheit. Irgendwie gefallen sie sich auch in dieser Rolle und provozieren gern. "Wenn ich gefragt werde, wer denn neuer Trainer bei uns wird, sage ich immer Erich Mielke", erklärt Weinkauf. Allerdings betont der Präsident stets, nur noch in die Zukunft schauen zu wollen. Warum er dann aber den bereits verstorbenen Mielke ins Spiel bringt, bleibt wohl sein Geheimnis. Sie nehmen vieles hin beim BFC. Obwohl die Polizei bestätigt, dass sich die Situation mit den Fans gebessert hat und der Verein versucht, präventiv tätig zu werden, bleibt, wie die Ereignisse vom Sonntag zeigen, noch viel zu tun. Gegen die antitürkischen Sprechchöre dass der Klub selbst etwas unternehmen. Ob das kurzfristig gelingt, wird schon der kommende Sonnabend zeigen: Dann trifft man auf Türkiyemspor.


Nicolas Iowa, Berliner Zeitung, 26.04.2005