Faustdicke Überraschung

Mit einer faustdicken Überraschung endete am Freitag die Mitgliederversammlung des BFC Dynamo: Mario Weinkauf wurde zum neuen Präsidenten gewählt. Der 42-jährige Diplom-Ökonom setzte sich gegen den als Favorit gehandelten Dieter Burghause durch. Weinkauf tritt damit die Nachfolge von Mike Peters an, der nach zweijähriger Amtszeit nicht mehr kandidierte. Auf der gut besuchten Versammlung im Vereinsheim sorgten vor der Wahl (u. a.) offene Forderungen in Höhe von 46.700 Euro, für deren Zahlung sich Peters nicht mehr zuständig fühlt, für Diskussionsstoff. Die Summe setzt sich aus Spielergehältern und Prämien der ersten Mannschaft für die Monate Mai und Juni zusammen. Letztlich machte Dieter Burghause, Chef des Wirtschaftsrates, eine klare Aussage: "Wir werden Gehälter und Prämien zahlen. Schließlich steht der BFC Dynamo bei den Spielern in der Kreide, und nicht Herr Peters oder sonst wer." Anschließend wurde das alte Präsidium, welches sich aus Mike Peters, Sven Radicke, Axel Kusch sowie dem vor einem Jahr zurückgetretenen Sven Fischer zusammensetzte, von den 155 stimmberechtigten Mitgliedern entlastet.

Kurios: Die Abstimmung wurde wiederholt, da einige Mitglieder eine ordnungsgemäße Auszählung der Stimmen im ersten Durchgang anzweifelten. In der Folge stellte sich Präsidentschaftskandidat Dieter Burghause (53) vor. Seine Wahl schien festzustehen, denn Gegenkandidaten gab es bis dato nicht. Doch dann kam, sah und siegte Mario Weinkauf. "Ich habe die Entwicklung auf der Versammlung abgewartet und mich dann schnell entschieden, als Kandidat anzutreten", so Weinkauf. Er gewann die Abstimmung mit 99 zu 46 Stimmen. Weinkauf ist kein Unbekannter beim BFC. Er kickt bei den Alten Herren, war einige Zeit Nachwuchstrainer und ist einer der sieben Gründungsmitglieder, die vor kurzem den Förderverein der Jugendabteilung ins Leben gerufen haben. Das dort eingenommene Amt als Vorsitzender muss Weinkauf aufgrund seiner Wahl zum Präsidenten wieder aufgeben.

Die neue Aufgabe sieht der 42-Jährige als "riesige Herausforderung" an: "Sponsoren sichern, Verhandlungen mit Spielern abschließen und ein Gesamtkonzept erstellen." Reichlich Gespräche stehen also noch aus, die Ziele aber schon fest: "Der BFC soll eine berechenbare Größe im Berliner und überregionalen Fußball werden. Ein unter sportlichen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten seriös geführter Verein", so die Vision Weinkaufs. Ihn unterstützen wird das neue Präsidium, in das Klaus Brüning, Sven Radicke, Andreas Witte und Holger Zimmermann gewählt wurden. Nicht mehr an Bord ist Mike Peters, der in seiner Ära zwei große Erfolge vorzuweisen hat: Konsolidierung und Oberliga-Aufstieg. "Ich kann erhobenen Hauptes das Feld räumen", so Peters. Von seinem Nachfolger ist er überzeugt: "Weinkauf ist der richtige Mann. Er ist in der Lage, hier etwas zu bewegen."

Lajos Metzel, Fußballwoche, 21.06.2004