| Zurück in die Zukunft. Vom 1. Juni an trainiert Christian Backs den designierten Oberligaaufsteiger BFC Dynamo. Der 41-Jährige wird vorläufig für eine Saison am Ort seiner größten Erfolge das Trainerzepter schwingen. Beim BFC Dynamo absolvierte der frühere Mittelfeldspieler zwischen 1980 und 1992 insgesamt 192 DDR-Oberliga-Partien (33 Tore) und nach der Wende noch 27 Begegnungen in der damals drittklassigen NOFV-Oberliga Nord (5 Tore). Neun Länderspiele, eine 1984 durch den Boykott der sozialistischen Länder vermasselte Olympiateilnahme in Los Angeles, acht Meistertitel und zwei Pokalsiege schmücken seine Dynamo-Vita, die inklusive der Jahre im Nachwuchsbereich bereits 1973 begonnen hatte. BFC-Präsident Mike Peters hat sich vor fast drei Wochen bei Backs nach dessen Bereitschaft erkundigt. Denn der derzeitige Dynamo-Trainer Sven Orbanke sah aus beruflichen und familiären Gründen keine Chance für eine geplante Erhöhung des derzeit an vier Tagen in der Woche absolvierten Trainingspensums.
"Es tut mir sehr weh. Die Oberliga wäre eine Riesenherausforderung gewesen. Aber der Beruf geht nun einmal vor", erklärte der auf jeden Fall bis Saisonende bleibende Orbanke. Sein seit vergangenen Mittwoch offiziell feststehenden Nachfolger ließ sich die Offerte aus Hohenschönhausen nicht allzu lange durch den Kopf gehen. Backs: "Schließlich habe ich fast 20 Jahre bei Dynamo verbracht. Die Entwicklung des Vereins in den letzten Jahren war nicht zufrieden stellend. Jetzt wird versucht, wieder seriöses Fahrwasser zu erreichen. Ich sehe es als Herausforderung an, sportlich dazu beizutragen", sagt Backs. Für ihn ist es auch unerheblich, ob die Mannschaft in der Verbands- oder Oberliga spielt. Bei noch sechs ausstehenden Punktspielen beträgt derzeit der Vorsprung des Tabellenführers BFC (67 Punkte) auf die Verfolger SV Tasmania und BFC Preussen (je 61) komfortable sechs Zähler.
Während der im eigenen Lager nicht unumstrittene BFC-Boss Mike Peters, der sich am 28. Mai auf der Mitgliederversammlung wieder zur Wahl stellt, der erfolgreichen Dynamo-Vergangenheit von Backs nur einen positiven Nebeneffekt beimisst, feiert die Internetgemeinde auf der Dynamo-Homepage die "Heimkehr des verlorenen Sohnes" enthusiastisch. Und auch bei den Füchsen wird man Backs trotz der ersten großen Enttäuschung sicher in angenehmer Erinnerung behalten. Seine Verdienste als Spieler (bis 1995), als Co-Trainer unter Frank Rohde und seit November 1997 als Chefcoach, der speziell mit jungen Talenten erfolgreich gearbeitet hat, sind unbestritten. "Für uns kam das schon überraschend. Anfang Januar hatte er noch gesagt, zu den gleichen Bedingungen weitermachen zu wollen. Aber wir gehen nicht im Bösen auseinander", sagte Füchse-Chef Joachim Schwärsky. Jetzt muss sich die Füchse-Führung um einen Nachfolger bemühen, der Backs´ Arbeit fortsetzen will und dabei in erster Linie den Klassenerhalt vor Augen hat. Möglicherweise bereits am Mittwoch dieser Woche wollen die Füchse einen neuen Trainer präsentieren. Co-Trainer soll Michael Lehmann bleiben.
Matze Koch, Fußballwoche, 19.04.2004
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