Jürgen Bogs (er entdeckte Thom & Götz) - Nie wieder Trainer! / Er darf nicht einmal morgen ins Olympiastadion zum Duell der Ex-Schützlinge

Glück und Pech liegen im Leben oft so dicht beieinander. Hertha gegen 1860 München, Berlins Trainer Andy Thom (38) und Löwen-Coach Falko Götz (41) stehen im Rampenlicht der Bundesliga. Doch da gibt es auch die bittere Kehrseite: Ihr einstiger gemeinsamer Coach beim BFC Dynamo, Jürgen Bogs, ist arbeitsunfähig, kann nicht mehr als Trainer arbeiten! Seine Stimme klingt leise und zurückhaltend. Bogs: "Ich bin vor zwei Monaten an der Bandscheibe operiert worden. Noch mehr plagt mich aber die Arthrose im Knie. Da werde ich auch bald operiert, bekomme ein künstliches Knie. Meinen Beruf kann ich nicht mehr ausüben." Er darf nicht einmal morgen ins Stadion. "Zu kalt.". Serienmeister mit dem BFC, internationaler Wettbewerb Bogs zählte in der DDR zu den Großen seiner Gilde. Nach der Wende bekam er keine echte Chance mehr, ein Spitzenteam zu übernehmen. Emden, Schwedt und zuletzt noch mal der BFC waren seine Stationen.

 Dann kam die Krankheit. Aber Bogs schaut nicht zurück im Zorn, nein er freut sich sogar jetzt auf das Spiel Hertha gegen 1860 München: "Das ist doch toll, dass meine Jungs von damals jetzt so groß rausgekommen sind. Das verfolge ich mit Genugtuung. Es ist eine Bestätigung der Arbeit von damals.". Und daran erinnert sich der Ex-BFC-Coch noch immer gern: "Falko kam als 10-Jähriger zum Jugendbereich. Da habe ich ihn schon betreut. Ich bin ja erst später Cheftrainer geworden. Falko war immer lustig und er saß damals oft bei meiner Frau auf dem Schoß. Doch als Trainer war für mich seine Flucht 1983 in den Westen in Belgrad mit Dirk Schlegel das Fürchterlichste.". Thom, der das Supertalent der DDR damals war?

Bogs lacht: "Wäre Andy fast nicht geworden. Er kam aus Herzfelde, sollte eigentlich aussortiert werden, weil er angeblich zu klein und mickrig war. Im ersten Jahr bei der Oberliga-Mannschaft hat er muskulär enorm zugelegt, dazu die Supertechnik, enorme Sprungkraft und Antrittsschnelligkeit. Ein fast perfekter Fußballer. Ein starkes Duo mit Thomas Doll. Die beiden waren sowieso wie Zwillinge, sie haben viel zusammen gemacht, es wurde immer gelacht, absolut kumpelhaft und herzlich. Der hat sich nicht verändert, Falko schon. Und das nicht zu seinem Vorteil.". Zurück in die Gegenwart: Wer gewinnt morgen das Spiel Thom oder Götz? Bogs: "Ich bin für Andy. In unserem Tippspiel habe ich 2:1 für Hertha getippt." Trotz der Operationen will sich Bogs nicht unbedingt komplett vom Fußball zurückziehen. Bogs: "Ich würde gerne bei einem Verein als Scout arbeiten. Das wäre noch mal eine interessante Aufgabe." Vielleicht kann einer seiner Ex-Schützlinge für ihn da ein gutes Wort einlegen...


Wolfgang Heise / René Miller, Berliner Kurier, 12.12.2003