Der BFC Dynamo steht vor dem Aus / Dem DDR-Rekordmeister droht ab 1. November das Insolvenzverfahren

Zumindest auf der Homepage des BFC Dynamo (www.bfcdynamo.de) sind sich die Fans sicher: "Der BFC Dynamo wird ewig leben", schreibt beispielsweise Andy. Für diesen Satz erntet er im Forum reichlich Sympathien, wenn auch der Frust und die Enttäuschung in den Mitteilungen der Dynamo-Anhänger deutlich überwiegen. "Jetzt haben sie uns sogar noch unser letztes Spiel geklaut", glaubt ein anderer. Das stimmt nicht ganz. Zwar hat der Nordostdeutsche Fußball-Verband die für Sonntag angesetzte Oberliga-Begegnung beim BFC Türkiyemspor abgesetzt, weil der Kreuzberger Kiezklub, wie berichtet, die auferlegten Sicherheitsauflagen nicht erfüllen kann. Aber erst eine Woche später, am 28. Oktober, steht mit hoher Wahrscheinlichkeit das vorerst letzte Pflichtspiel auf dem Programm. Dann muss der BFC Dynamo im Berliner Pokal beim Landesligisten SV Nord Wedding antreten.

Vier Tage danach droht dem Verein das endgültige Aus. Am 1. November entscheiden die Gerichte, ob gegen den einstigen DDR-Rekordmeister das Insolvenzverfahren eröffnet wird. Der Verein, der im Juni knapp am Aufstieg in die Regionalliga vorbeischrammte und damit seinen letzten Kredit bei möglichen Sponsoren verspielte, schiebt einen Schuldenberg in Höhe von 5,5 Millionen Mark vor sich her. Und es käme einem Wunder gleich, wenn sich bis zum Gerichtstermin Geldgeber finden ließen, die die inzwischen ins Mittelmaß der Oberliga abgerutschten Hohenschönhausener retten würden. Der bisherige Hauptsponsor, die LIPRO AG, befindet sich ebenfalls in der Insolvenz. Sollte das Verfahren eröffnet werden, stünde der BFC Dynamo automatisch als erster Absteiger fest. Dann müsste die Mannschaft von Trainer Jürgen Bogs fortan zu so genannten Pflicht-Freundschaftsspielen gegen den EFC Stahl, Neuruppin oder die Reinickendorfer Füchse antreten; in der Tabelle fänden diese Partien keine Berücksichtigung.

Oder der BFC Dynamo löst sich gänzlich auf. Dann gäbe es nur den Neuanfang unter einem neuen Vereinsnamen in der Berliner Kreisliga E, wie ihn der einstige Bundesligist Blau-Weiß Berlin vor wenigen Jahren vollzog. Insolvenzanwalt Philipp Hackländer bestätigte, dass mit der Eröffnung des Verfahrens alle Angestellten des Vereins entlassen würden. Dann wären nicht nur die verbliebenen Oberligaspieler ohne Vertrag, auch der hauptamtlich beschäftigte Fan-Beauftragte Rainer Lüdtke müsste den unliebsamen Weg zum Arbeitsamt antreten. Davon geht er inzwischen aus, "obwohl ich mit meiner Arbeit noch lange nicht fertig bin". Daher hat er signalisiert, den Job als Fanbetreuer ehrenamtlich weiterzuführen. Fragt sich nur, wem die Anhänger zujubeln sollen?

 
Ulli Meyer, Märkische Allgemeine, 20.10.2001