Koslow schießt den BFC zur Herbstmeisterschaft / Beim 2:0-Erfolg gegen Herthas Amateure beweist die Mannschaft von Jürgen Bogs ihre Regionalligareife

10. Dezember. Um 14.50 Uhr brachen sämtliche Dämme im Sportforum. Es schien, als wäre nicht der zweite Advent, sondern Karneval in Hohenschönhausen. Die Mannschaft des BFC Dynamo ließ sich von ihren Fans mit Feuerwerk und fröhlichen Gesängen feiern, die die Aufbruchstimmung eines Vereins symbolisieren. “Wir sind Herbstmeister! Regionalliga - wir kommen”, skandierten die 1.503 Zuschauer, die soeben ein packendes Oberligaspiel erlebt hatten. 2:0 (1:0) besiegte Dynamo durch zwei Tore von Denis Koslow die zweitplazierten Amateure von Hertha BSC. Beide Mannschaften bewiesen Regionalliganiveau, aber nur eine kam der Rückkehr in Liga drei ein Stück näher.

Dynamo hat nun vier Punkte Vorsprung auf die Verfolger. “Wir haben ein tolles Team, das zusammenhält, einen erfahrenen Trainer und treue Fans - bei uns stimmt alles”, freute sich BFC-Präsidentin Karin Seidel-Kalmutzki, die nur noch einen sportlichen Weihnachtswunsch hat: “Wir dürfen jetzt nicht übermütig werden.” Der BFC hat den steten Zerfall der letzten Jahre gestoppt. Als der Klub wie an einem Tropf hing, abhängig war von den Finanzspritzen des damaligen Präsidenten Volkmar Wanski, und trotz dessen Engagements doch den Abstieg nicht verhindern konnte. Nun gibt es wieder eine Perspektive - dank Sponsor Lipro AG, der fast alleine den Etat von 2,3 Millionen Mark deckt. Doch es ist nicht nur die finanzielle Sicherheit, die den BFC verändert hat.

Es sind die Kleinigkeiten am Rande, hinter denen ein Image-Konzept der neuen Klubführung steckt: angefangen vom bunten Stadionheft über die originellen Eintrittskarten in Form von Autogrammkarten. Der BFC ist wieder in, viele Familien unter den Zuschauern verdeutlichen dies. Die Mannschaft trägt das ihrige dazu bei. Mit attraktivem Fußball wurde seit dem 1. Oktober nicht mehr verloren. “Wir haben uns über harte Arbeit gefunden, sind jetzt sehr stabil”, sagt Trainer Jürgen Bogs, der dem Multikulti-Ensemble seinen Stempel aufgedrückt hat: spielerischer Glanz gepaart mit Kampfgeist wie gegen Hertha. Die Tore von Koslow, der bereits 16-mal in dieser Saison traf, waren nur die logische Folge. Kapitän Lenz fand passende Worte: “Zum ersten Mal seit langem habe ich das Gefühl, dass der BFC wieder auf dem Weg nach oben ist.

Matthias Wolf, Berliner Zeitung, 11.12.2000