Jetzt geht´s loo-oos - Endlich wieder Fußball! / Regionalliga Nord-Ost: BFC Dynamo startet mit neuem Hauptsponsor - FC Union plant den Weg in die Zweite Bundesliga

Berlin, Hohenschönhausen, zehn Grad. Köpenick, ebenfalls zehn Grad. Die Luft ist kühl - und doch: Mindestens 22 Männern wird es morgen sehr heiß werden. Und das, obwohl sie kurze Hosen tragen. Die fußballfreie Zeit ist vorbei - die Rückrunde in der Regionalliga Nord-Ost startet. In beiden Bezirken beginnt für zwei Teams die heiße Phase im Kampf um die wichtigen ersten sechs Plätze: Der BFC Dynamo und der 1. FC Union wollen in die neue Profiliga. Beide Klubs - unterschiedlich wie Feuer und Wasser und doch irgendwie gleich - kommen aus dem Osten der Hauptstadt. Beide haben eine lange Tradition, eine bewegte Vergangenheit und ihre eigene "Hymne".

Sie spielen (noch) in der gleichen Klasse und haben treue Anhänger. Viele Fans der Köpenicker wohnen in Hohenschönhausen, Marzahn, Hellersdorf und Lichtenberg. Grund genug für den Lokalanzeiger, in Zukunft auch über den Fußballklub aus dem Nachbarbezirk zu berichten. Zwischen den Vereinen wird Hassliebe zelebriert, die Unterschiede scheinen unüberwindbar. Während bei den "Eisernen" die Zuschauerzahl im Schnitt bei 3.500 liegt, wollen Dynamo nur durchschnittlich 1.300 Menschen spielen sehen. Nicht zuletzt eine Folge des Tabellenplatzes. Denn während sich die Unioner - mit 38 Zählern Tabellenführer - Aufstiegsgedanken machen, sträubt sich der BFC als Vorletzter mit 15 Punkten verzweifelt gegen den Fall in die Bedeutungslosigkeit.

Seit jeher bekriegen sich die Anhänger beider Klubs. Zu DDR-Zeiten standen die Köpenicker stets im Schatten der übermächtigen Dynamos. Nach der Wende mussten die Eisernen zahlreiche Rückschläge hinnehmen. Skandale überschatteten die sportlichen Erfolge. Zweimal qualifizierten sie sich sportlich für die Zweite Bundesliga, ebenso oft scheiterten sie an der Lizenz. Der BFC - ehemals erfolgreicher ostdeutscher Klub (zehnfacher DDR-Meister, Pokalsieger) - bekam nach dem Mauerfall die Kurve nicht. Viel Geld verschwand spurlos, Spieler verabschiedeten sich reihenweise. Die Vereine wechselten ihre Manager wie andere Leute ihre Unterhemden. Trainer kamen und gingen.

Bis bei den Unionern mit Kinoweltchef Michael Kölmel der große Geldgeber erschien. Für Dynamo hat die Zeit der Misswirtschaft erst seit zwei Tagen ein Ende. Mit der Lipro AG kommt ein finanzkräftiger Sponsor nach Hohenschönhausen. Das Präsidium um Volkmar Wanski und Sportdirektor Hans Reker erhofft sich nun eine erfolgreiche Rückrunde. In der "Alten Försterei" zieht Heiner Bertram als Präsident die Fäden, mit ihm basteln vor allem Geschäftsführer Bernd Hofmann und die bulgarisch-deutsche Trainer-Troika Georgi Wassilew, Iwan Tischanski und Klaus-Dieter Helbig an der Zukunft. Für Sie hautnah dabei waren und sind die Reporter: Diana Becht-Zwetkov und Hajo Obuchoff.

Diana Becht-Zwetkov und Hajo Obuchoff, Berliner Morgenpost, 02.04.2000