| Der Sportdirektor in Japan, der Präsident auf Geschäftsterminen und der Vize im Urlaub. Nur einer hält beim Fußball-Regionalligisten BFC Dynamo derzeit die Stellung. Cheftrainer Jürgen Bogs, der nun auf Unterstützung aus der Jugendabteilung hofft. Dort wurden die Karten neu gemischt, nachdem es immer wieder zu Streitereien zwischen den Verantwortlichen wie Jugendleiter Frank Seifert und Stellvertreterin Jutta Paepke kam. "Heute nachmittag wird es eine Besprechung geben, es werden personelle Konsequenzen gezogen", sagt der 53-jährige Fußball-Lehrer, der mit dem neuen Koordinator Hermann Bley einen fähigen Mann an seiner Seite weiß. "Wir wollen wieder die Top-Adresse für Nachwuchs werden", erklärt Bogs das Fernziel. Neben Bley wird Jürgen Piepenburg im Hintergrund agieren. Außerdem lichtet sich im Team des Trainers das Verletztenlager. Dirk Rehbein und Jens Reckmann absolvieren bereits leichtes Training.
"Von nächster Woche an werden beide wieder voll dabei sein", freut sich Bogs. Seitdem die Hohenschönhausener wegen des ausbleibenden Erfolgs und der gegen Null tendierenden Chance für die neue Dritte Liga, auf die Einreichung der Lizenzierungsunterlagen verzichteten, bastelt Bogs an einem neuen Team mit "jungen Leuten, die noch Feuer haben". Das brannte gleich so heiß, dass die das jüngste Spiel gewannen. Elf Partien müssen die Berliner bis zum Saisonende am 20. Mai noch absolvieren. Derzeit rangiert die Bogs-Elf mit 19 Zählern auf Platz 16, hat allerdings bereits zwei Spiele mehr bestritten, als die auf Rang 15 stehenden Amateure von Tennis Borussia. "Vielleicht können wir jetzt endlich die Serie starten, auf die ich so lange gewartet habe", sagt der Trainer und spricht die schlechte Bilanz seit seinem Amtsantritt vor drei Monaten an.
Aus sechs Begegnung holte Dynamo lediglich drei Zähler. Doch nicht nur das bereitet der Vereinsführung Kopfzerbrechen. Trotz des neuen Hauptsponsors Lipro AG, der Dank Sportdirektor Hans Reker den Weg ins Sportforum fand, kämpft der BFC ums finanzielle Überleben. Zumal man mit einem Regionalliga-Etat in die Oberliga starten will. Außerdem lastet für die laufende Saison noch ein Schuldenberg von etwa einer halben Million Mark auf dem Klub. "Bis Jahresende habe ich Dynamo aus den roten Zahlen. In fünf Jahren spielt der Klub in der Zweiten Bundesliga", sagt Reker. Riskiert es der BFC wieder, den zweiten vor dem ersten Schritt zu machen?
Diana Becht-Zwetkov, Berliner Morgenpost, 08.03.2000
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