Rückkehrer und Routiniers bringen dem BFC Erfolg

Setzt man (finanziellen) Aufwand und (sportlichen) Nutzen ins Verhältnis, dann ist die Fußball-Saison in der Regionalliga Nordost für den BFC Dynamo bisher optimal gelaufen. Denn nach acht Spieltagen behauptet sich der BFC auf dem zweiten Rang und liegt damit auch vor dem (punktgleichen) Lokalrivalen 1. FC Union. Doch während die Köpenicker Verein einen Rekordetat von fast zehn Millionen Mark hat, steht in Hohenschönhausen gerade einmal ein Viertel dieser Summe zur Verfügung. "Wir zeigen wieder einmal, dass man auch mit weniger Geld Erfolg haben kann", registriert BFC-Präsident Volkmar Wanski den bisherigen Saisonverlauf mit einiger Genugtuung. Viele hatten seinem Team nur wenig Chancen für einen Platz in der künftigen neuen 3. Liga eingeräumt, für die sich die ersten sechs direkt qualifizieren.

"Ich dagegen war von Beginn an überzeugt, dass wir es schaffen. Und das bin ich auch weiterhin", sagt Wanski. Die bisherige Entwicklung gibt ihm Recht, auch auf dem wirtschaftlichen Sektor. Denn während andere Mannschaften viel Geld in neue Spieler investierten, kalkulierte der BFC eher bescheiden. Wanski glaubt, dass dies langfristig der bessere Weg ist. Denn den jüngsten Fast-Konkurs des VfB Leipzig hält er nur für den Vorboten einer unguten Entwicklung. "Bei dem Säbelrasseln, das vor dieser Saison überall einsetzte, kann ich mir nicht vorstellen, dass alle finanziell über die Runden kommen", mumaßt er. Wanskis Rechnung ist einfach: "Bei uns bekommen selbst die besten Spieler nur die Hälfte von dem, was anderswo gezahlt wird. Dafür können die sich darauf verlassen, dass sie ihr Geld auch immer pünktlich erhalten."

Doch mit dieser Philosophie sind Fußballspieler auch in der Regionalliga nur noch bedingt zu begeistern. So setzt sich die Mannschaft in erster Linie aus Akteuren zusammen, die entweder etwas in die Jahre gekommen sind - oder aber von anderen Vereinen schlichtweg abgeschoben wurden. So kam im Sommer mit Nico Thomaschewski, Torsten Boer und Norman Stuck gleich ein Trio vom Ortsrivalen Union, der ein halbes Jahr zuvor bereits Leo Maric an den BFC abgegeben hatte. Zudem kehrte Jens Reckmann nach zwei Jahren von Dynamo Dresden zurück, wo man ihn nicht mehr haben wollte. Und auch Dirk Rehbein, dessen auslaufender Vertrag bei Tennis Borussia nicht verlängert wurde, spielt nun wieder wie schon vor ein paar Jahren im Sportforum.

Für Wanski ist das kein Nachteil: "Wir sehen die Qualitäten dieser Spieler offenbar anders und haben ihnen nicht das Gefühl gegeben, ein Wechsel zu uns wäre für sie ein Abstieg." Die anderswo Ausgemusterten legten sich prompt mächtig ins Zeug und haben gehörigen Anteil am bisherigen Erfolg. "Man muss allerdings auch sehen, dass wir unsere Möglichkeiten bisher fast ausgeschöpft haben, während andere Teams, die insgesamt gewiss besser besetzt sind, noch ihren Rhythmus finden werden", relativiert Trainer Klaus Goldbach. Auch er gehört zur Kategorie jener, die wieder aus der Versenkung aufgetaucht sind. Von 1992 bis 1995 arbeitete er bei Rot-Weiß Erfurt erfolgreich, verpasste 1994 nur knapp den Aufstieg in die zweite Liga.


Sascha Stolz, Die Welt, 22.09.1999