FC Berlin heißt wieder BFC Dynamo

Für die Zurückbenennung des ehemaligen Stasi-Klubs gab es auf der Mitgliederversammlung des heutigen Regionalligisten eine überwältigende 125:3-Mehrheit bei sieben Enthaltungen.
Ein Relikt aus alten DDR-Zeiten ist wiederauferstanden. Die Mitglieder des Regionalliga-Achten und DDR-Rekordmeisters FC Berlin stimmten am Montag abend mit überwältigender Mehrheit der Annahme des früheren Namens BFC Dynamo zu. Als BFC Dynamo war der frühere Klub von Staatssicherheit, Innenministerium und Zoll unter Vorsitz von Stasi-Chef Erich Mielke zwischen 1979 und 1988 zehnmal in Folge DDR-Meister. Von den 135 Anwesenden votierten 125 dafür, drei dagegen, sieben enthielten sich. Damit wurde die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit für die Umbenennung weit übertroffen. Das Ergebnis wurde mit Ovationen aufgenommen, einige Mitglieder zündeten Böller vor dem Vereinsgebäude im Sportforum Hohenschönhausen. Bereits vor der Wende hatte es in der DDR immer wieder den Verdacht gegeben, daß Schiedsrichter bewußt für den Hauptstadtklub pfiffen. Dies belegten schließlich nach 1989 veröffentlichte Stasi-Unterlagen. Nach der Wende benannte sich der Verein wegen seiner umstrittenen Vergangenheit in FC Berlin um und sorgte vor allem wegen der ihn begleitenden Hooligans für Schlagzeilen. Als Begründung für die Rückkehr zum alten Namen gilt die größere Chance bei der Suche nach Sponsoren. "Wir haben damals etwas erreicht. An diese Tradition sollte man anknüpfen", erklärte der frühere Meistertrainer Jürgen Bogs.


Autor nicht bekannt, DER SPIEGEL, 04.05.1999