Höhere Ansprüche / FC Berlin will in die Spitze vorstoßen

Die nächsten beiden Spieljahre werden beim FC Berlin als eine Einheit und als wichtige Bewährungsprobe für den Verein betrachtet. Am Ende soll ein Platz in der dritten Liga stehen, und ganz gleich wie der Aufstiegsmodus am Ende auch aussieht, am besten man schiebt sich schon in der kommenden Saison unter die ersten sechs Mannschaften. Kein Reden mehr von Platz zehn, der 97/98 schließlich ein elfter wurde und damit dem vorgegebenen Ziel nahekam - für die neue Saison wird ohne Absicherung zum Angriff geblasen. Der Optimismus der Verantwortlichen, den Spielern solch ein Abschneiden abfordern zu können, gründet sich auf das Vorhandensein einer intakten Mannschaft, die ohne wesentliche Verluste an Akteuren, dafür mit ein paar verstärkenden Zugängen in die Zukunft schaut. Der neue, zuletzt bei Türkiyemspor tätige, aber schon früher mal in Hohenschönhausen beschäftigte Trainer Henry Häusler muß keine grundlegend neue Mannschaft formen, seine Arbeit beginnt daher nicht beim Punkt Null.

Deshalb macht es ihm auch nichts aus, daß der FCB mit Jena, Aue und Zwickau ein scheinbar sehr schweres Auftaktprogramm zugewiesen bekam. „Ganz im Gegenteil, wir sehen dann gleich, wo wir stehen, an der ordentlichen Vorbereitung darauf soll es nicht fehlen", meint der Trainer. Mit einem Trainingslager in den polnischen Beskiden, wo Häusler seine Akteure auch in ihrem Verhalten außerhalb des Feldes kennenlernen konnte, hat sich der FCB auf die neue Saison eingestimmt. Bei dieser Gelegenheit wurden von der Mannschaft ein neuer Kapitän (Jörn Lenz) und ein neues Spieleraktiv (Lenz, Brestrich, Maek, Kallnik, Krznaric) gewählt. Deren Rat wird stärker gefragt sein als bisher.

Ihren Abschied nahmen Torwart Peschel, Falk und die Brüder Lorenz, von denen der ältere nach Uerdingen gehen wird, der jüngere nach Wolfsburg. Die Zugänge hält man für gewichtiger: Es sind Thomas Petzold vom 1. FC Union, ein vielseitiger Abwehrspieler, der ehemalige Profi Martino Gatti vom FC Homburg, Bingöl von Türkiyemspor und Aberkane vom hessischen Oberligisten Unterliedersbach, ein in Deutschland geborener und aufgewachsener Marokkaner. Hinzu kamen aus dem eigenen Nachwuchs noch Schmidt und Salomo. Zudem hofft man auf eine baldige Rückkehr des zuletzt verletzten Sebastian Müller. Aus Velten kehrt der einstige Juniorenkeeper Oette zurück, er nimmt Peschels Platz hinter Bartel ein. Ingo Rentzsch, in der Endphase der Vorsaison Interimscoach, hält sich jetzt ständig als Co-Trainer bei der ersten Mannschaft auf, die zweite übernahm Ralf Leps.

Wolf Kepler, Fußballwoche-Sonderheft Sommer 1998/99, Juli 1998