Wohin rollt der Ball bei Dynamo? / Der zehnmalige DDR-FuBball-Meister sucht neue Geldgeber

Wohin rollt der Ball beim BFC Dynamo? Die Gerüchteküche brodelt. Es geht die Kunde, daß der Klub des zehnmaligen DDR-Meisters aufgelöst werden soll. Was ist an solchen Meldungen dran, wollten wir von Harry Tesch, dem Leiter der Sportvereinigung Dynamo wissen. "Wir und auch die Verantwortlichen des BFC Dynamo selbst haben uns in den letzten Wochen einige Gedanken gemacht, wie es mit der Mannschaft weitergehen soll. Der Klub ist durch seine Nähe zum früheren Ministerium und späteren Amt für Nationale Sicherheit ziemlich belastet. Das hat Auswirkungen auf das Gesamtimage und den Zuschauerzuspruch. Es steht für uns deshalb fest, daß der BFC ab Juni nicht mehr aus dem Finanzfonds der SV Dynamo, also dem des Ministeriums für Innere Angelegenheiten, finanziert wird." Neue Ideen sind also gefragt.

Herbert Krafft als Vorsitzender des BFC verschickte bereits Briefe an verschiedene Kombinate, um Sponsoren für seine Kickergarde zu gewinnen. "Mit welchem Erfolg, entzieht sich im Augenblick noch unserer Kenntnis", sagt Harry Tesch und verweist auf eine andere Idee: "Denkbar wäre auch eine Fusion mit dem 1. FC Union, um Berlin eine spielstarke Mannschaft zu erhalten. Aber bis jetzt reagierte der BFC auf solche Vorschläge noch nicht." Zunächst aber wollen die BFC-Männer, zwar ohne ihren einstigen Stürmer-Star Andreas Thom - er treibt bereits beim Bundesligisten Bayer Leverkusen 04 das Leder -, aber unter Leitung ihres neuen Trainers Peter Rohde ab morgen bei Berlins größtem Hallenturnier in guter Form aufspielen, übrigens müssen sich auch die Liga-Mannschaften von Dynamo Fürstenwalde, Dynamo Schwerin und Dynamo Eisleben umsehen, wo neue Geldquellen sprudeln.


Manfred Hönel, Junge Welt, 17.01.1990