Bodo Rudwaleit: Ein guter Grund für meine Unterschrift

Er wurde bisher schon oft gebeten, Autogramme zu geben. Auf Zetteln, Programmheften, Fotos, in sauber geführte Bücher; kurzum: auf mannigfache Art. Und mitunter hat er es vielleicht gar nicht einmal so gern getan; noch verschwitzt, unmittelbar nach einem Spiel. Doch Popularität verpflichtet, und er ist populär im besten Sinne des Wortes: Bodo Rudwaleit, Heizungsmonteur von Beruf, Torsteher unseres Meisters BFC Dynamo, der bereits vier Länderspiele absolvierte, neunzehnmal in unserer Nachwuchsauswahl spielte und sich nun auf die Olympischen Spiele vorbereitet. Und so unterzieht er sich dieser Verpflichtung mit der Bärenruhe, die ihn auch im Tor auszeichnet. Der BFC-Schlußmann wurde in jenem Jahr geboren, in dem unsere Nationalelf ihr erstes WM-Qualifikationsspiel austrug: 1957. Der steinige Weg des schweren Anfangs war schon in Angriff genommen worden.

Bodo Rudwaleit weiß darum: "Ja, wir hatten und haben vieles leichter als unsere Vorgänger. Deshalb vor allem, weil wir nie am eigenen Leib gespürt haben, was Krieg bedeutet. Ich bin jedenfalls froh darüber, und ich will und werde alles tun, damit das so bleibt."Bodo Rudwaleit, an die zwei Meter groß gewachsen, beugt sich ein wenig nach unten, als er diese Worte spricht: "Deshalb auch setze ich meine Unterschrift unter die Willenserklärung der DDR, und ich habe viele gute Gründe, weshalb ich das tue. Einen nur möchte ich hier anführen: Wenngleich ich Krieg nicht selbst erlebt habe, so habe ich doch mit eigenen Augen die Folgen des Krieges gesehen, als ich mit unserer Nachwuchsauswahl in der Sozialistischen Republik Vietnam war. Nie werde ich das vergessen. Wir waren in Hanoi und Vinh, in Haiphong und Thay Nguyen, und überall sahen wir noch die Trümmer, die Bombentrichter, die Zerstörungen, die die US-Aggressoren angerichtet hatten.

Viele berichteten uns von dem Grauen des Krieges, der sich vornehmlich gegen die Zivilbevölkerung richtete. Ob wir uns mit Armeegeneral Vo Nguyen Giap, mit Tran Duy Hung, dem Oberbürgermeister von Hanoi, mit Tran Binh Su, dem Kapitän der Polizeielf von Haiphong oder mit anderen unterhielten, in diesen Gesprächen empfanden wir erst so richtig, was es heißt, daß unser Kontinent die längste Friedensperiode unseres Jahrhunderts durchläuft. Und damit das so bleibt, deshalb müssen wir alles dafür tun. Sich der Friedensinitiative der UdSSR anzuschließen, das heißt gleichzeitig, unsere Republik zu stärken. Ich will versuchen, durch gute sportliche Leistungen dazu beizutragen.
" Man darf Bodo Rudwaleit beim Wort nehmen.


Klaus Schlegel, Neue Fußballwoche, 06.11.1979