Das Bewährte wird bewahrt

Das muß man dem BFC Dynamo lassen: Er versteht sich auf Traditionspflege. Zum elften Male führte er am Sonnabend seine Traditionsveranstaltung aus Anlaß seiner Gründung durch, und erneut waren viele, viele Gäste erschienen; vor allem seine treuen Anhänger, die ihn durch dick und dünn begleiten und denen er sich besonders verpflichtet fühlt. Herzlich begrüßt wurde der Vorsitzende der SV Dynamo, das Mitglied des Politbüros des ZK der SED Minister Erich Mielke sowie zahlreiche weitere Ehrengäste. Hannes Matzen, amtierender Vorsitzender des BFC, hatte guten Grund, eine erfolgreiche Bilanz zu ziehen. Dabei blieb er jedoch nicht stehen. Er lenkte vielmehr die Aufmerksamkeit der Aktiven auf die vor ihnen stehenden Aufgaben, die alle Kraft verlangen, darauf, den 60. Jahrestag der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution ebenso gewissenhaft vorzubereiten wie das VI. Turn- und Sportfest und die VI. Kinder- und Jugendspartakiade.

 Und die Ballgäste erlebten einen kleinen Vorgeschmack auf die Tage von Leipzig im Juli dieses Jahres, als eine Gruppe von Leipziger Dynamo-Sportlern Ausschnitte aus den Festübungen darboten. Doch nicht nur hier wurde unser Fest lebendig. "Wir hatten uns verpflichtet", berichtete Herbert Schoen, einst bewährter Stopperstratege, heute Trainer der Nachwuchs-Oberligaelf des BFC Dynamo, "aus Anlaß des 'VI.' das Sportabzeichen in Bronze zu erwerben. Ich kann heute sagen, daß unser Kollektiv diese Verpflichtung erfüllt hat, und wir würden uns freuen, wenn alle Vertretungen unserer Nachwuchs-Oberliga unserem Beispiel folgten."

Berlin ruft die Magdeburger, Leipziger, Rostocker, Erfurter, Karl-Marx-Städter und alle anderen Nachwuchsfußballer unseres Landes. Wer antwortet als erster? Pjotr Bogdanow, der Vorsitzende des Zentralrates der SV Dynamo der UdSSR, überbrachte die Grüße der Sowjetsportler, und er fand herzliche Worte der brüderlichen Verbundenheit, die von der umfassenden Kraft der Solidarität kündeten, der wir viel zu verdanken haben. Daß diese Solidarität wach ist in uns allen, daß sie weitergeführt wird, auch das wurde während dieser Veranstaltung bewiesen. Eine Sammlung erbrachte über zweitausend Mark, die der BFC Dynamo dem Soldaritätskonto zur Verfügung stellen wird.

Überall in der Dynamo-Sporthalle herrschte ein lebhaftes Treiben, trafen sich Spieler mit ihren Freunden, boten bekannte Künstler Proben ihres Könnens, unterhielten auf diese Weise die Gäste des BFC. Und natürlich wählten die Anhänger einmal mehr den "BFC- Fußballer des Jahres". Reinhard Lauck gewann diese Umfrage mit 805 Punkten vor Frank Terletzki mit 315 Punkten und Hans-Jürgen Riediger mit 127 Punkten. So bewahrt der BFC Dynamo Bewährtes, führt es fort, reichert es an. Und er erwirbt sich somit Verdienste, über die jeweils neunzig Minuten eines Fußballspiels hinaus. Weil er sich auf diese Weise einmal im Jahr seinen Anhängern anders darstellt, den sauren Wochen ein frohes Fest folgen läßt, aus dem die Kraft erwächst, den ständig steigenden Anforderungen besser noch entsprechen zu können.


Klaus Schlegel, Neue Fußballwoche, 11.01.1977