Festliches BFC-Jubiläum mit traditionellem Ball

Mit einer festlichen Veranstaltung in der Dynamo-Sporthalle beging der BFC Dynamo am Sonnabend sein zehnjähriges Bestehen. Der Kandidat des Politbüros des ZK der SED, Minister Erich Mielke, 1. Vorsitzender der Sportvereinigung Dynamo, begrüßte zahlreiche Ehrengäste. Herzlicher Beifall galt dem Vorsitzenden des Zentralrates der SportvereinigungDynamo der UdSSR, Pjotr Bogdanow. Er überreichte Erinnerungsgeschenke, die von der engen Freundschaft der Sportler beider Länder zeugen.

Ein Höhepunkt war die Vorstellung prominenter sowjetischer Dynamo-Fußballer von einst und jetzt. Zu ihnen gehörte Makar Gontscharenko, der 1942 in Kiew in der "Todeself" gegen die Auswahl einer faschistischen Luftwaffeneinheit mitgespielt hatte. In diesem Spiel hatten die Okkupanten den sowjetischen Kriegsgefangenen bei einem Sieg das Überleben versprochen. Die sowjetische Mannschaft gewann 5:4, doch wurden viele Kameraden Gontscharenkos später umgebracht. Mit nach Berlin gekommen waren auch Michail Semitschastny, Mitglied der legendären Moskauer Dynamo-Elf, die nach 1945 für die aufsehenerregenden Spiele in England gesorgt hatte, Lew Jaschin, einer der größten Torsteher aller Zeiten, Oleg Blochin, Europas Fußballer des Jahres 1975, und der Kiewer Nationaltorsteher Jewgeni Rudakow.

Großen Beifall erhielt Ralph Schulenberg zur Wahl als BFC-Fußballer des Jahres 1975. Eine Attraktion des Abends war auch das Schlager-Fußballspiel Künstler-Prominente, das nach spannendem Verlauf 0:0 endete. Für das kulturelle Programm des festlichen Abends, der in einer herzlichen Atmosphäre verlief, sorgten Künstler vom Metropol-Theater, Dagmar Frederic, Peter Wieland, Hans-Joachim Preil und Rolf Herricht. Am Sonntag standen während einer Pressekonferenz die sowjetischen Dynamo-Sportler Rede und Antwort. Pjotr Bagdanow betonte: "Zwischen den Dynamo-Fußballmannschaften der DDR und der UdSSR bestehen seit langem herzliche freundschaftliche Kontakte. Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung der Beziehungen, wollen sie jedoch in der Zukunft noch enger gestalten.

So sei für die Perspektive festgelegt worden, daß man auf den Gebieten der Sportwissenschaft, der Trainerausbildung noch umfangreicher zusammenarbeiten wolle. Lew Jaschin erklärte: "Bei jedem Besuch bin ich beeindruckt vom Wachsen der DDR, mit jedem Jahr wird unsere Freundschaft tiefer und zuverlässiger." Makar Gontscharenko schilderte noch einmal die Ereignisse des Spiels von 1942, in dem er die letzten beiden Kiewer Tore geschossen hatte: "Am nächsten Morgen wurden wir im Betrieb verhaftet, von der Gestapo gefoltert und geschlagen und anschließend in ein Konzentrationslager gebracht, wo einige Genossen erschossen wurden. Als sich die Rote Armee Kiew näherte, gelang mir die Flucht."

Autor nicht bekannt, Neues Deutschland, 12.01.1976