Freude beim "Jubilar" war groß / BFC-Routinier Joachim Hall gegen Vorwärts schon in vielen Sätteln gerecht

Mit Torhüter Jürgen Bräunlich zählt er zu den Spielern, die am längsten zum Oberligakollektiv des BFC Dynamo gehören: Joachim Hall, 29 Jahre, gelernter Buchhalter, Vater eines Jungen (7) und einer Tochter (5). Zur Saison 1961/62 kam er als talentierter, schußstarker Mittelstürmer von der TSG Fürstenwalde zum Ligavertreter Dynamo Hohenschönhausen, und von hier wurde er bald zum Club delegiert. "Auf diesen Sieg gegen den FCV mußten wir lange warten, daher sind wir um so glücklicher, daß es nun endlich wieder einmal klappte", erzählt uns Joachim Hall in der Dynamo-Kabine, die sich nach dem Jubel über den schönen Erfolg nun von den Gratulanten langsam geleert hat "Für mich persönlich war es eine doppelte Freude, bestritt ich doch das 10. Lokalderby für Dynamo."

"Ja, es waren eigentlich immer Höhepunkte für Berlins Fußballpublikum", erinnert sich der BFC-Routinier. "Schade, daß die unangenehme Witterung viele Zuschauer abhielt, denn ich glaube, die diesmalige Begegnung hatte Spannung und Tempo. Wir konnten auch unseren Heimvorteil nutzen. Eine Selbstverständlichkeit? Keineswegs! Das war in der Vergangenheit gerade das Kuriose. In der Saison 1963/64 verloren wir zu Hause 1:4, gewannen an der Cantianstraße jedoch mit dem gleichen Ergebnis, 1964/65 unterlagen wir auf eigenem Boden 0:3, gewannen aber 2:0 bei Vorwärts."

Joachim Hall nimmt den Faden wieder auf: "In den Treffen mit dem FCV spiegelt sich auch meine sportliche Entwicklung wider. Erst habe ich gegen den Lokalrivalen Mittelstürmer gespielt, dann war ich im Mittelfeld mit Sonderaufgaben betraut, so im November 1968 beim 1:2 gegen Vorwärts, als ich Nöldner keinen Spielraum lassen sollte, und nun bin ich Außenverteidiger. Meine langjährige Erfahrung als Stürmer kommt mir dabei sehr zugute, einmal aus dem Grunde, daß ein Abwehrspieler im gegebenen Augenblick offensivfreudig sein muß und zum anderen, daß ich das Verhalten eines Angreifers ja aus eigenem Erleben gut kenne."


Autor nicht bekannt, Neue Fußballwoche, 14.04.1970