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Drei Treffer vom überragenden Henschel
Als die Akteure kurz vor 21 Uhr zum Elfmeterschießen antraten, rief ein Zuschauer launig im Stehrang: "Polizeistunde!" Tatsächlich war es so dunkel, daß man nur mit äußerster Mühe die Rückennummern der zur
"Exekution" antretenden Spieler erkennen konnte. Daß Union dank der erfolgreicheren Schützen siegte, sagt nicht alles. Denn auch der FCB hätte gewinnen können. Der Gast hatte in Jens Henschel den nicht nur nach Toren
überragenden Stürmer auf dem Felde, sondern er beherrschte die Partie auch über weite Strecken. Dank hervorragender Passagen des kleinen Wirblers und Zuspielers Zöphel, des kraftvollen Aufbauers Oesker, der wuchtigen Freistöße
des Kraftpakets Lenz und der besonnenen Arbeit des routinierten Liberos Brestrich. Freilich hatte auch Union Stärken.
Der schlanke Beeck hatte den Russen Pronischew genau so im Griff wie der vorzeitig ausscheidende Maek
und Nachfolger Matache mit Franke den anderen blauweißen Stürmer weitgehend abmelden konnten. Nur Henschel war nicht zu fassen. Er, der aus rückwärtiger Position den Angriff voranzutreiben pflegt, hatte eigentlich keinen
Bewacher. Schwer zu begreifen aus Unioner Sicht... Schwer auch zu begreifen, wie dieser vielseitige Angreifer noch vor wenigen Wochen bei Tennis Borussia wirken konnte, ohne einen Stammplatz zu beanspruchen. Ein Spiel
jedenfalls, das bei aller traditioneller Rivalität fair blieb. Bei 30:24 Freistoß-Pfiffen für Union. kein böses Foul dabei! So hielten sich auch die Verbalinjurien beider Fan-Gruppen in Grenzen.
1. FC Union Berlin:
Kirchel; Härtel; Beeck, Maek (46. Rambow); Matache, Zelazowski (74. Rietpietsch), Bennert, Barbarez, Jelen; Markow, Mencel FC Berlin: Dittrich; Brestrich; Lenz, Reckmann; Jesse (12. Schröder), Henschel, Zöphel, Oesker, Müller; Franke (78. Nikol), Pronischew
0:1 Henschel ( 5.) 1:1 Bennert (10.)
2:1 Härtel (66.) 2:2 Henschel (90.) 3:2 Mencel (109.) 3:3 Henschel (115.)
4:3 Bennert
4:4 Zöphel 5:4 Beeck
5:5 Lenz 6:5 Härtel
Pronischew vorbei 7:5 Markow 7:6 Müller 8:6 Barbarez
Schiedsrichter: Fleske (Schönow) Zuschauer: 2.200
Lutz Rosenzweig, Fußballwoche, 18.04.1994
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