FDGB-Pokal 1974/75 - Achtelfinale (Rückspiel): BSG Sachsenring Zwickau - BFC Dynamo 4:2

Elf Tore im Hin- und Rückspiel
Fünf Tore zwischen den beiden Kontrahenten im Berliner Hinspiel, sechs in Zwickau. Diese Ausbeute konnte selbst im unwirtlichsten Herbstwetter innere Wärme geben, zumal sie auch in lobenswerten spielerischen Bemühungen begründet war. Das zwar in recht unterschiedlichen Anteilen, aber vorhanden waren sie auf beiden Seiten. Schließlich setzte sich die ausgewogenere, mit mehr Witz, Erfahrung und in der Chancenverwertung eindeutig überlegene Zwickauer Elf durch, die in der Mittelfeldreihe (eingeschlossen Kapitän Henschel als stets schon aus der Abwehr heraus vorwärtstreibende Kraft) das entscheidende Übergewicht hatte.

Ohne Schwierigkeiten ging das aber keineswegs ab. Die Berliner, entschlossen, das Gesicht zu wahren, ja auch eine noch so minimale Chance fürs Viertelfinale zu packen, verschliefen in Zwickau nicht wie daheim die erste Halbzeit. Das frühe Gegentor traf sie zwar empfindlich, der baldige Ausgleich, ein tückisch aufsetzender 22-Meter-Flachschuß von Schütze, eröffnete aber ein Feldspielübergewicht, das die Zwickauer Abwehr erst nach und nach ausbalancieren konnte. "Die Berliner gaben mit ihrem Verzicht auf einen Ausputzer dem Spiel viel Würze", anerkannte Kapitän Henschel.

Schütze und Terletzki rackerten unermüdlich im Mittelfeld, die Akteure aus den hinteren Reihen (Brillat) waren Dauerläufer zwischen Abwehr und Angriff und stifteten mit wechselndem Vorprellen einige Verwirrung vor Croys Gehäuse. "Wieder die Chancenverwertung, und dann diese individuellen Fehler", charakterisierte Cheftrainer Harry Nippert die Erfolglosigkeit aller Bemühungen seiner Elf, die ohne Lauck und P. Rohde, beide angeschlagen, auskommen mußte. Noack, Schütze auch mit weiteren Fernschüssen, Riediger und Johannsen gemeinsam (49.) brachten den Ball am mehrmals blitzschnell reagierenden Croy nicht vorbei.

Blitzsauber herausgespielt war aber dann das zweite Gästetor mit scharfer Eingabe Terletzkis. Der heranspritzende Stobernack verwandelte. Über die bereits erwähnten spielgestaltenden Kräfte hinaus werden die Zwickauer auch erfreut die resolute Spielweise ihrer jungen Männer, der zweifachen Torschützen J. Schykowski und Nestler, registriert haben. Nicht vergessen sei aber auch die Abgeklärtheit, mit der Rentzsch einen Abwehrschnitzer Brillats ausnutzte, Nestler den Ball zum 2:1-Schuß in freie Position schob. Das schönste Tor des Tages bereitete jedoch Wohlrabe vor. Aus 30 Meter Entfernung traf er das Lattenkreuz, und Nestler war wieder zum Nachschuß zur Stelle.


BSG Sachsenring Zwickau:
Croy; Krieger; Stemmler, Henschel, Wohlrabe; Leuschner, J. Schykowski, Dietzsch (88. Pfeifer); Reichelt, Rentzsch, Nestler
BFC Dynamo:
Lihsa; Noack, Brillat, Jonelat, Filohn; Schütze, Terletzki, Eigendorf; Johannsen, Riediger, Labes (60. Stobernack)

1:0 Schykowski         ( 4.)
1:1 Schütze            (13.)
2:1 Nestler            (52.)
3:1 Schykowski         (62.)
4:1 Nestler            (68.)
4:2 Stobernack         (80.)

Schiedsrichter:        Kulicke (Oderberg)
Zuschauer:             1.200


Otto Pohlmann, Neue Fußballwoche, 05.11.1974