| Der "Lange" in einer Spielertraube / Zum Spielverlauf: Zweimal war Sammer zur Stelle - so gelang das begehrte Double Ein zähflüssiger Auftakt auf regennassem Boden, der die Ballkontrolle erschwert und an die Standsicherheit der Aktiven hohe Anforderungen stellt. Aus der Konterstellung operierend, verzeichneten die Berliner die ersten Chancen. Zunächst verschuldet Sammer (3.) gegen Labes einen Eckball, dann unterbindet Kallenbach eine Aktion von Schütze und Labes, nachdem Dörner Zu Fall gekommen ist. Der Meister sucht über Geyer (9.) zweimal den Durchbruch, doch die weittragenden Steilpässe bleiben in der gegnerischen Abwehr hängen. In der Zweikampfführung schenken sich beide Mannschaften nichts - dem Spielfluß ist das auf keinen Fall dienlich. Nach Foulspiel von Heilstein an Schütze jagt Terletzki den Ball über das Quergebälk. Als Stumpf den anstürmenden Ganzera (16.) anschießt, wird es brenzlig. Mehr als ein Eckball springt für den Favoriten aber nicht heraus.
Wann finden die Dresdner endlich ihren Kombinationsrhythmus? Sammer t18.) köpft nach einer Ecke am Gehäuse vorbei, Kreische wird von Trümpler energisch abgeblockt. Chance für den BFC durch den fleißigen Labes, der mit links flach am langen Eck vorbeischießt (23.). Johannsen scheitert 60 Sekunden darauf an Kallenbach, der eine Fußabwehr riskieren muß. Die Deckungsorganisation der Elbestädter läßt doch noch einige Wünsche offen! Hier wie da verlaufen sich die Aktionen im Mittelfeld, heißt die Parole Deckungshärte. So such, als Geyer von Trümpler erneut Zu Fall gebracht wird (33.) und Rau (35.) einen Freistoß verursacht, den Terletzki erneut verzieht. 40. Minute: Zwei für die Dresdener typische Aktionen, die sofort Gefahr heraufbeschwören. Ziegler führt halbrechts einen Freistoß aus. Sachses Kopfball pariert Verteidiger Stumpf auf der Torlinie, bei dem erneut vor das Gehäusegeschlagenen Ball steht er wiederum goldrichtig.
Das hätte die Führung für den Meister sein können, dessen unerhört eifriger Mittelfeldspieler Ziegler den Berliner Schlußmann Lihsa mit einem tollen Hinterhaltsschuß noch einmal zur Parade zwingt (42.). Gewinnt die Partie nach Halbzeit an spielerischem Niveau? Der BFC wirkt in der ersten Phase selbstbewußter als zu Beginn des Treffens. Bei der scharfen Eingabe von Stumpf kommt Labes um Bruchteile von Sekunden zu spät, dann riskiert Johannsen einen Schuß. Aktionen über Sachse (nach Stellungsfehler von Lihsa) und Ziegler (49., 52.) bringen nichts ein. Auch Geyer (56.) wird rechtzeitig von Stumpf abgeblockt und scheitert. Kreische steht nach einem Steilspiel aus dem Mittelfeld heraus im Abseits (60.), bei Sammers Schuß aus gut 30 Meter Entfernung braucht sich Lihsa nicht ernsthaft zu bemühen, um das Leder zu fassen.
Dann die 65. Minute: Foulspiel von Hall an Riedel. Von halbrechts kommt die scharfe und flache Einsabe, ausführt von Sachse. Lihsa hält den Ball nicht fest, den der sofort nachsetzende Sammer überlegt ins Tor schiebt. Nur fünf Minuten erfreuen sich die Dresdener jedoch dieses Vorsprungs. 70. Minute: Kreische greift gegen den in den Strafraum eindringenden Filohn zur Notbremse - er zieht dem Berliner von hinten die Beine weg. Foulstrafstoß. Johannsen verwandelt mit flachem Schuß in die rechte Ecke. Es steht 1:1. Hier wie da macht sich der Kraftabfall auf dem schweren Boden bemerkbar. In der 77. Minute winkt dem BFC das 2:1, doch Labes verzieht aus dem Lauf. Kurz darauf muß Kallenbach gegen den jungen Dynamo-Stürmer klären.
Eine Verlängerung bahnt sich an, nachdem Ziegler (81.) den von Sachse scharf hereingespielten Ball in günstiger Position verpaßt. Es ist die letzte große Gelegenheit in der regulären Spielzeit. Beide Mannschaften mobilisieren nochmals alle Kräfte. Jedermann im weiten Rund spürt, daß sich die Entscheidung immer mehr zuspitzt. Der frisch eingewechselte Lyszczan kann sie in der 107. Minute beinahe erzwingen, als er an Dörner vorbeizieht. Kallenbach stürzt aus seinem Tor und wendet die Gefahr in letzter Sekunde ab. Wiederum setzt sich Lyszczan (110.) mit einem tollen Schuß in Szene. Noch 100 Sekunden sind zu spielen. Eckball für die Dresdener, von Geyer ausgeführt. Wie so oft in diesem Spiel, so taucht Sammer auch bei dieser Standardsituation vor dem gegnerischen Gehäuse auf. Seinen Kopfball kann Lihsa zwar noch mit den Händen berühren, aber nicht aufhalten. Der "Lange" verschwindet in einem Knäuel begeisterter Mitspieler. Begreiflich...
SG Dynamo Dresden: Kallenbach; Dörner; Haustein, Sammer, Ganzera; Ziegler, Kreische, Rau (106. Wätzlich); Riedel (100. Heidler), Sachse, Geyer BFC Dynamo: Lihsa; Brillat; Hall, Trümpler, Stumpf; Terletzki, P. Rohde, Filohn, Schütze (73. Fleischer); Johannsen, Labes (104. Lyszczan)
1:0 Sammer (65.) 1:1 Johannsen (70., Foulstrafstoß) 2:1 Sammer (119.)
Schiedsrichter: Kiefer (Neubrandenburg) Zuschauer: 600
Autor nicht bekannt, Fußballwoche, 22.06.1971
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