FDGB-Pokal 1968/69 - Viertelfinale: BFC Dynamo - SG Dynamo Dresden 3:0

Gäste liefen in die Falle
Das war ein für die Dresdener recht ernüchternder Endstand. Die Gäste knieten sich zwar mit aller Energie in die Oberliga-Vorprüfung (Schon am Spieltag stand außer Zweifel, daß die Elbestädter wieder in die höchste Leistungsklasse aufsteigen), aber nach den neunzig Minuten muß das Fazit zumindest dieses Pokalkampfes lauten: Gewogen und zu leicht befunden! "Wir rechnen mit einem ehrgeizigen Gegner und werden zunächst eine abwartende Haltung beziehen", hatte BFC-Cheftrainer Hans Geitel vor dem Anstoß geäußert. Die taktische Disziplin - das spielerische Element kam deshalb kaum zu kurz - war dann auch die Grundlage zum Berliner Erfolg. Besonders nach dem Wechsel ("Für uns hieß es angesichts des 0:1-Rückstandes zur Pause, nach dem Motto ´Alles oder Nichts´ zu spielen", meinte Gäste-Trainer Kurt Kresse) tappten die Dresdener förmlich in die Falle.

Das Läuferpaar Hemp-Hofmann kümmerte sich fast gar nicht mehr um Abwehraufgaben, und auch Rechtsverteidiger Ziegler, einstiger Angriffsspieler, konnte sein Stürmerblut nicht verleugnen. So öffneten sich dem BFC freie Räume, wie er sie so bald wohl nicht wieder vorfinden wird. Vor allem Aedtner und Lyszczan nutzten das weidlich aus, ohne allerdings en Tor zu erreichen. Die beiden BFC-Treffer im zweiten Abschnitt glichen sich wie ein Ei dem anderen. Becker führte jeweils Freistöße aus, Meyer konnte das Leder nicht unter Kontrolle bringen und Hempel war stets zur Stelle, um den "Rest" zu besorgen. Der sichtlich konsternierte Ligavertreter, der übrigens in der vorangegangenen Pokal-Hauptrunde vor Monaten an gleicher Stelle den BFC Dynamo II mit 2:1 aus dem Rennen geworfen hatte, verlor nun vollends den faden. Es war nur der mangelnden Konzentration des Hausherrn in Tornähe zuzuschreiben, daß die Niederlage Dresdens nicht weit klarer ausfiel. Noch ein Fakt am Rande: Schlußmann Meyer hatte in den elf diesjährigen Punktspielen der Staffel Süd nicht einmal hinter sich zu greifen brauchen, in Berlin wurde er nun gleich dreimal bezwungen.

BFC Dynamo:
Bräunlich; Stumpf; Trümpler, Schneider, Hall; Becker, Schütze (56. Meynhardt); Weber (74. Jakob), Lyszczan, Aedtner, Hempel
SG Dynamo Dresden:
Meyer; Ziegler; Sammer, Haustein, Ganzera; Hemp, Hofmann; Riedel (81. Prautzsch), Gumz, Kreische, Geyer

1:0 Weber              (28.)
2:0 Hempel             (53.)
3:0 Hempel             (68.)

Schiedsrichter:        Uhlig (Neukieritzsch)
Zuschauer:             1.000


Hans-Günter Burghause, Neue Fußballwoche, 29.04.1969