FDGB-Pokal 1968/69 - Halbfinale: BFC Dynamo - 1. FC Magdeburg 1:2

Schönheitspreis nicht gefragt
Die Magdeburger nahmen auch die vierte Pokalhürde, nachdem vorher schon Vorwärts Neubrandenburg (6:0) ebenso auf fremdem Boden bezwungen wurde wie Chemie Leipzig (2:1), während es gegen Sachsenring Zwickau zu Hause ein glattes 4:1 gab. Dabei hatte der Mannschaftsarzt des 1. FCM, Dr. Heinz Eckardt, vor dem Berliner Spiel mit dem leisen Unterton des Pessimismus in der Stimme gemeint: "Uns wird fast ein bißchen bange, wenn wir überall die Prognose hören, daß wir Meistertitel und Pokaltrophäe holen werden. Vielleicht schaffen wir beides nicht!" Beim BFC bewiesen die Magdeburger aber ihre Qualitäten als Pokalfighter. Für sie galt die Devise, keinen Schönheitspreis zu gewinnen, sondern die vorhandenen Fähigkeiten in den neunzig Minuten so anzuwenden, daß der größtmögliche Nutzeffekt herausspringt. Auch ohne den spielgestaltenden Seguin im Mittelfeld (fehlte wegen eines Todesfalles in der Familie) besaßen die Gäste erstaunlich viel Chancen. Dynamo kam der Taktik des Widersachers allerdings im zweiten Abschnitt noch sehr entgegen.

Da stießen Trümpler, Meynhardt und Stumpf oftmals aus der eigenen Deckung mit langen Dribblings nach vorn, verengten unnötig den Raum, verloren nicht selten den Ball, so daß die Magdeburger sofort mit weiträumigen Konterattacken antworten konnten. In den letzten zwanzig Minuten lag dann auch eher ein 3:1 in der Luft als der Ausgleich des feldüberlegenen BFC. Walters Schuß (78.) traf lediglich die Latte, und auch Sparwasser (80.) hatte noch ein gute Gelegenheit. Der Gastgeber vergab den Sieg vermutlich schon vor dem Wechsel. In dieser Phase wirkte er noch frischer und ideenreicher, obwohl er frühzeitig durch Walter (nach Vorarbeit Sparwassers, wobei aber Bräunlich bzw. Trümpler bei besserer Übersicht diesen Treffer hätten vermeiden können) in Rückstand geriet. Positionswechsel und schnelles Abspiel verwirrten die Deckung des 1. FCM doch verschiedentlich, zumal Moldenhauer trotz seiner Größe bei hohen Bällen einen unsicheren Eindruck hinterließ. Pech hatte Aedtner (21.), dessen Schrägschuß vom Pfosten aufgehalten wurde.

BFC Dynamo:
Bräunlich; Stumpf; Trümpler, Schneider, Meynhardt; Becker, Schneider; Schütze, Jakob, Lyszczan, Aedtner, Hempel
1. FC Magdeburg:
Moldenhauer; Sykora; Fronzeck, Zapf, Retschlag; Ohm, Steinborn, Kubisch; Walter, Sparwasser, Abraham

0:1 Walter             (16.)
1:1 Becker             (38., Handstrafstoß)
1:2 Walter             (65.)

Schiedsrichter:        Uhlig (Neukieritzsch)
Zuschauer:             1.000


Hans-Günter Burghause, Neue Fußballwoche, 13.05.1969