FDGB-Pokal 1968/69 - Achtelfinale: BSG Lok Stendal - BFC Dynamo 0:1 n. V.

Die Pässe des BFC kamen genauer
Eine kritische Analyse dieses Treffens, bei dem auch Nationalmannschaftstrainer Harald Seeger seine Studien machte, kann nicht an der Tatsache vorbeigehen, daß beide Kollektive nicht ihre Bestform erreichten. "Wir stehen mitten in den schweren Positionskämpfen der Liga" und "Gegen die kampfkräftigen Stendaler hatten wir auswärts schon immer Schwierigkeiten", erklärten die Trainer Günter Konzack und Karl Schäffner schon vorher. Eine Fülle von Fehlpässen bewirkte vor allem in der ersten halben Stunde, daß das Leder oft wie von der Schlaghand eines Boxers getrieben hin und her pendelte, daß es zunächst kaum zu zwingenden Aktionen vor beiden Toren kam. Erst später löste sich ein wenig der Bann, ohne jedoch den insgesamt unbefriedigendes Eindruck auf dem hartgefrorenen Boden verwischen zu können.

Die Stendaler, voller Pokalelan ins Rennen gegangen, feuerten den Ball Mal um Mal zu hoch, steil und ungenau nach vorn. Das war für die elastische BFC-Verteidigung, von Carow und Trümpler gut organisiert, ein gefundenes Fressen. Ehe die Stendaler sich eingeschossen hatten, Wiedemann (35.),Sigusch (36.) und Hermann (44.) hätten die Führung bringen können, hatte sich die Dynamo-Elf nach anfänglich genau so wie beim Gastgeber aufgetretener Nervosität bereits gefestigt. Sie überstand auch den Ansturm der Lok-Vertretung nach der Pause, die in einem 30-m-Prachtschuß Güssaus (Bräunlich meisterte ihn im Flug) gipfelte, und hatte dann in der Verlängerung die größeren physischen Reserven.

Während bei Stendal im Verlauf der 120 Minuten immer deutlicher wurde, daß eine ordnende Hand fehlte (die immer noch verletzten Liebrecht und Backhaus hätten hier sicher für Besserung gesorgt), beherrschte der BFC im Mittelfeld mehr und mehr die Szene. Auch das Eckenverhältnis von 13:4 für Stendal konnte darüber nicht hinwegtäuschen. Die BFC-Pässe kamen schließlich genauer in dieser Begegnung, weil sich die Mitspieler den Ballführenden besser anboten, während die Gastgeber das Spiel ohne Ball starr vernachlässigten. Schütze vor allem steigerte sich beim BFC noch zu sehr eindrucksvoller Mittelfeld- und auch Angriffsarbeit. So war es auch kein Zufall, daß er das entscheidende Tor vorbereitete, nachdem er acht Minuten zuvor schon die Unterkante der Latte getroffen hatte.

BSG Lok Stendal:
Zeppmeisel; Felke; Busch, Güssau, Quast; Lindner, Strohmeyer, Sigusch; Wiedemann (91. Prebusch), Karow, Hermann (75. Reinke)
BFC Dynamo:
Bräunlich; Stumpf; Carow, Trümpler, Meynhardt; Schütze, Becker, Hall (83. Fleischer); Aedtner (101. Hempel), Lyszczan, Jakob

0:1 Jakob              (103.)

Schiedsrichter:        Müller (Kriebitzsch)
Zuschauer:             2.000

Günter Bonse, Neue Fußballwoche, 10.12.1968