11. Spieltag 2008/09: SV Germania 90 Schöneiche - BFC Dynamo 1:0

Ein Fressen für die Strategen
Volkan Uluc war in seinem Element. Aller Frust und Zorn, die sich in jüngster Zeit angestaut hatten, entluden sich beim BFC-Coach in einigen schwungvollen Breitseiten: Gegen die Polizei, deren massive Attacken beim TeBe-Spiel die BFC-Fans zum Boykott der Partie in Schöneiche veranlaßten; gegen BFV und NOFV, die Dynamo "weg von jeglicher Neutralität brandmarken" würden; und nicht zuletzt gegen die eigene Mannschaft, deren Darbietung er als "Zumutung" empfand: "Wir haben gute Trainingsbedingungen. Aber man muß sie auch wahrnehmen." Und nicht, wie Uluc klagte, teilweise nur einmal die Woche zum Sackhüpfen erscheinen. Die Schöneicher lauschten Uluc' Ausführungen mit gemischten Gefühlen. Einerseits waren ihnen durch das Wegbleiben der BFC-Fans und durch erhöhte Sicherheitsauflagen zwei- bis dreitausend Euro entgangen. Andererseits hatten die Spieler den Nachweis angetreten, von den Großen und Starken der Liga nicht allzu weit entfernt zu sein. Um etwaiger Überheblichkeit vorzubeugen, hob Trainer Dirk Berger schon mal warnend den Zeigefinger: "Die Mannschaft muß lernen, mit dem Erfolg umzugehen. Aber das Selbstvertrauen soll sie ruhig mitnehmen." Der Schlüssel zum Schöneicher Erfolg lag auf den Flügeln.

Während der BFC schon vor Halbzeit, als es zumindest bis zum Strafraum noch halbwegs ordentlich lief, die Bälle zu früh aus dem Halbfeld hoch vor die Hütte drosch und damit den Strategen Persich und Huppert ein gefundenes Fressen lieferte, machte Germania außen mächtig Betrieb. Pausenlos die Linie und anderswo entlang flitzten, unterstützt von Martins, die flinken Richter und Scharlau, denen lediglich vorzuwerfen war, ein paar gute Chancen versiebt zu haben. Aber Germania spielte wenigstens etwas heraus, während der BFC seine gefährlichsten Momente nur aus der Distanz heraufbeschwor: Mit einem Freistoß (45.) und einem Volley (88.) verfehlte Meinhardt das Ziel jeweils haarscharf. Nach Germanias Strafstoßtreffer, ziemlich unfertig verursacht von Lohmeier, holte Uluc die defensiv überforderten Kurbjuweit und Gerhard herunter, später auch den permanent lamentierenden Petrowsky, doch es wurde noch schlechter. Das gänzlich einfallslose Anrennen des BFC kommentierte der Trainer so: "Man muß auch dahin gehen, wo es weh tut. Aber wir haben zu viele Spieler, die sich nicht weh tun wollen." Das reicht dann nicht für die Regionalliga.

SV Germania 90 Schöneiche:
Gräulich; Günther, Persich, Huppert, Schulz; Manteufel, Hoxha
(46. Mitscherlich); Scharlau (89. Selimi), Martins (90. Nerger), Richter; Baumgart
BFC Dynamo:
Thomaschewski; Rudwaleit, Arayici, Lohmeier; Kurbjuweit (62. Rauch), Petrowsky █ (73. Becke), Spork, Meinhardt, Gerhard (62. Steinert); Wedemann, Preiß

1:0 Richter            (58., Foulstrafstoß)

Schiedsrichter:        Streich (Rostock)
Zuschauer:             312


Raimund Wilhelm, Fußballwoche, 15.12.2008