29. Spieltag 1999/00: 1. FC Union Berlin - BFC Dynamo 2:1

Härtels Energieleistung
Der Spitzenreiter tat sich schwer gegen den alten Rivalen und gewann äußerst glücklich durch eine Energieleistung seines Kapitäns Härtel in fast letzter Minute. Dieser Treffer traf die diszipliniert auftretende Truppe von Jürgen Bogs, die selbstbewusst dagegenhielt, wie ein Keulenschlag. Dennoch hatte sie die Möglichkeit zum nochmaligen Ausgleich durch Koslow, dessen Schuss der zuvor recht unsicher wirkende Wulnikowski, der den zuletzt indisponierten Wehner vertrat, aber parieren konnte (90.). Insgesamt war der Sieg der Eisernen aber nicht unverdient, hatten sie doch spielerische Vorteile über die gesamte Spielzeit und auch die besseren Chancen. Hier wurde Zechner zum Pechvogel, dessen plazierter Schuss die Unterkante der Latte traf (52.) und der wenig später bei einer weiteren guten Gelegenheit in Thomaschewski seinen Meister fand (60.). Das Fehlen von Regisseur Koilov machte sich erneut bemerkbar, wenngleich sich Zöphel in zentraler Postion zum besten Mann bei Union aufschwang.

Aber er stand allein auf weiter Flur, da seine Nebenleute zu wenig auf seine Ideen eingingen und die beiden Spitzen bei Reckmann und Kallnik in besten Händen waren. Der Erzrivale BFC hatte in diesem Prestigeduell nichts mehr zu verlieren und hielt die Begegnung jederzeit offen. Nach starker Anfangsoffensive des Gegners fand man langsam ins Spiel und steckte den unglücklichen Gegentreffer postwendend weg, beim Ausgleich gleichfalls mit Fortuna im Bunde. Gegen Ende der ersten Halbzeit hatte man sogar zweimal die Möglichkeit zur eigenen Führung, als Boer vom Elfmeterpunkt die wohl größte Chance des gesamten Spiels vergab (36.) und ein (umstrittener) indirekter Freistoß von Lenz über das Tor strich (44.). Ob Union einen eventuellen Rückstand noch hätte umbiegen können, bleibt müßig zu diskutieren.

Auf jeden Fall konnte die geschlossene Mannschaftsleistung der Gäste durchaus überzeugen, aus der die Abwehrkräfte noch herausragten. Libero Lenz dirigierte hinten souverän und die Manndecker Kallnik und Reckmann, der später verletzt ausschied, ließen den gegnerischen Spitzen kaum Luft zum Atmen. Bogs war selbstbewusst genug zu behaupten, dass er sich mit seiner Elf mehr ausgerechnet hatte, zumal die Mannschaft zur Zeit gut drauf sei. Insofern war er mit dem Ergebnis nicht zufrieden und bemängelte, dass die Elf die taktische Marschroute nicht bis zum Schluss konsequent durchhalten konnte. Sein Gegenüber Georgi Wassilew sprach in Anbetracht der ständigen Punktverluste der härtesten Kontrahenten an der Spitze von einem äußerst wichtigen Sieg, wobei man nur mit dem Ergebnis zufrieden sein konnte. Er bedankte sich für die Unterstützung der Fans und sieht nun theoretisch keine Gefahr mehr für den ersten Platz.

1. FC Union Berlin:
Wulnikowski; Härtel; Persich, Ernemann; Zechner (80. Bozsik, Preiksaitis (61. Popov), Zöphel, Okeke, Nikol; Balcarek (71. Andonov), Menze
BFC Dynamo:
Thomaschewski; Lenz; Reckmann (61. Wanski), Kallnik; Petzold, Boer (82. Biro), Gatti, Salomo, Günes; Georgiev (61. Riediger), Koslow

1:0 Zöphel           (27.)
1:1 Petzold          (31.)
2:1 Härtel           (89.)

Schiedsrichter:      Robel (Briesen)
Zuschauer:           5.010

Bernd Mülle, Fußballwoche, 24.04.2000