02. Spieltag 1999/00: BFC Dynamo - FSV Zwickau 6:1

Doppelter Doppelschlag
Nach einer Stunde deutete sich für die immerhin als "Tabellenführer" angereisten Gäste eine Demontage in ungeahntem Ausmass an. In den Schlußminuten nahm sie schließlich schon als peinlich zu bezeichnende Züge an. Beim BFC wußte Trainer Klaus Goldbach das halbe Dutzend allerdings realistisch einzuordnen: "Das Ergebnis ist etwas zu hoch, weil uns einige Tore ja fast in den Schoß gefallen sind." In der Tat erleichterten die Zwickauer dem Sieger die Arbeit mit einer teilweise erschreckend desorientiert agierenden Abwehr, die den Gegner zum Tore schießen fast einlud. "Natürlich mußten wir nach dem Doppelschlag in der ersten Halbzeit hinten aufmachen. Aber so dumm und desolat darf man sich einfach nicht anstellen", war auch FSV-Trainer Hans-Jürgen Dörner fassungslos ob der Vorstellung einiger seiner (Defensiv-)Akteure.

Dem BFC war es egal. Am Ende einer anstrengenden englischen Woche spulte er sein Pensum herunter - so lange die Kraft reichte. Das war ziemlich genau die eine Stunde, in der man mit einem doppelten Doppelschlag die Fronten bereits klärte. Da sorgten im Mittelfeld Rehbein für die nötigen Ideen, der fleißig die Bälle schleppende Gatti zusammen mit Petzold auf der starken rechten Seite für den nötigen Zug zum Tor. So mit Vorlagen versorgt, waren vorn der wuchtige Maric und der flinke Riediger folglich stets gefährlich. Das nackte Ergebnis läßt allerdings nicht erahnen, dass den Berlinern allmählich der Zwirn ausging. Zudem schlich sich im Gefühl des sicheren Vorsprungs Leichtsinn ein. Die Gäste, die bis dahin in der Offensive fast alles schuldig geblieben waren, kamen so zum Ehrentor und standen danach gleich mehrfach vor einer Resultatsverbesserung.

Aber Shubitidze schoß aus Nahdistanz drüber, als Thomaschewski Dankos Knaller nicht festhalten konnte (73.), Milde traf per Kopf nur den Pfosten (79.). Und schließlich scheiterte Nierlich sogar mit einem ganz schwach geschossenen Foulelfmeter an Thomaschewski (81.). "Wir hatten noch einige brenzlige Situationen zu überstehen", sah auch Klaus Goldbach, wie sein Team das Ende herbeisehnte. Und so kurios es klingt: Mit einem zweiten Treffer wäre für den FSV sogar noch was drin gewesen... So allerdings wurden die letzten Minuten noch einmal zum Sinnbild der gesamten Partie. Den einen gelang alles - den anderen fast nichts. BFC-Kapitän Lenz hämmerte einen Freistoß so genau in den Winkel, dass kein Blatt Papier mehr dazwischen passte. Zwickaus Ragne "übersah" bei seinem Querpaß am eigenen Strafraum den 1,90 m-Riesen Jarling. Da war das halbe Dutzend eben voll.

BFC Dynamo:
Thomaschewski; Lenz; Maek, Kallnik; Gatti, Reckmann, Petzold (64. Schmidt), Struck, Rehbein; Riediger (77. Seruga), Maric (67. Jarling)
FSV Zwickau:
Groß; Viertel; Radojicic, Ragne; Danko, Nierlich, Ziegner, Shubitidze, Bloß (46. Jank); Milde, Popovic

1:0 Gatti              (34.)
2:0 Rehbein            (36.)
3:0 Riediger           (56.)
4:0 Maric              (60.)
4:1 Popovic            (62.)
5:1 Lenz               (83.)
6:1 Jarling            (89.)

Schiedsrichter:        Fleske (Schönow)
Zuschauer:             801

Sascha Stolz, Fußballwoche, 16.08.1999