15. Spieltag 1998/99: FSV Lok Altmark Stendal - FC Berlin 1:4

16. Spieltag 1998/99
FC Berlin - 1. FC Union Berlin 0:3

Florettfechter abgesäbelt
Wer sich den komplizierten Platzverhältnissen nicht anpassen kann, hat auf solchem (Schnee-)Boden keine Chance. Der FCB mußte diese nicht eben gerade neue Erfahrung diesmal bis zur bitteren Niederlage auskosten. Union war in diesem mit Spannung erwarteten Derby am Ende ein ebenso klarer wie verdienter Sieger. Und es wird den Verlierer dabei wenig trösten, daß die Höhe der Niederlage nicht unbedingt das Kräfteverhältnis der beiden Rivalen widerspiegelt. Warum die Hausherren trotz gegenteiliger Anweisung ihres Trainers Henry Häusler lange versuchten, mit ihren (unbestritten vorhandenen) spielerischen Mitteln zum Erfolg zu kommen, wird ihr Geheimnis bleiben. Mit diesem Stil stand man von vornherein auf verlorenem Posten. Denn dem mit dem Florett stichelnden FCB wurde von den mit dem Säbel rasselnden Unionern regelrecht der Schneid abgekauft.

"Wir waren zweikampf- und willensstärker und haben auf diesem Boden genau das Richtige gemacht", freute sich Union-Trainer Fritz Fuchs. Während der Gastgeber einfach zu viele Stationen brauchte und bei seinen Ballstaffetten immer wieder im Schnee oder an einem gegnerischen Verteidigerbein hängen blieb, überbrückte Union den Raum mit langen Bällen und war damit weitaus besser beraten. Die Aussichtslosigkeit des eigenen Unterfangens zeigte sich beim FCB am besten in der Tatsache, daß es fast eine Halbzeit dauerte, ehe man das erste Mal Kosches Gehäuse anvisierte (42./Gezen). Und es verging nahezu eine Stunde, ehe es für den jungen Salomo überhaupt die erste echte Chance gab (59.). Zum letzteren Zeitpunkt war die Partie allerdings bereits entschieden. Erst in der Schlußphase, als längst alles zu spät war, versuchte man es auch mal mit Distanzschüssen (Petzold, Gatti), eigentlich auch einem probaten Mittel auf diesem Boden. Ein weiterer gravierender Vorteil des Siegers war, daß es in seinen Reihen keinen Schwachpunkt gab.

Resolut bis rustikal in den Zweikämpfen, war Union auch geistig einfach besser auf die Bedingungen eingestellt. Das zeigte sich nicht nur in einer sattelfesten Abwehr, die das Geschehen meist vom eigenen Strafraum fernhielt, sondern auch im Spiel nach vorn. Auffallend dabei die Einsatzfreude von Schwanke, der zudem mit einer Energieleistung das erste Tor erzielte, sowie die Geradlinigkeit von Walle, der die beiden anderen vorbereitete. Das eine eher zufällig, das andere gekonnt. Im Angriff erwies sich diesmal vor allem Közle, obwohl von der Statur her auch nicht gerade ein Schneespezialist, als sehr stand- und ballsicher. Er hatte schon in der ersten Hälfte zwei gute Chancen (10., 26.) und krönte seine Leistung schließlich auch noch mit einem Tor. Dies war nach einer knappen Stunde die Entscheidung, die sich indes schon kurz nach Wiederbeginn angebahnt hatte, als ausgerechnet dem Ex-Unioner Maek ein kapitaler Schnitzer unterlief, den allerdings auch nicht jeder so gekonnt ausnutzt, wie der inzwischen zum Torjäger avancierte Menze.

FC Berlin:
Bartel; Lenz; Kallnik, Maek; Gatti, Krznaric, Petzold, Brestrich, Ohly; Gezen (61. Lesch), Salomo (64. Jopek)
1. FC Union Berlin:
Kosche; Härtel; Persich, Müller; Walle, Oelkuch (78. Bergner), Schwanke, Petrowsky (58. Juarez), Nikol; Menze, Közle (90. Micevski)

0:1 Schwanke           (33.)
0:2 Menze              (48.)
0:3 Közle              (56.)

Schiedsrichter:        Dr. Kiefer (Neubrandenburg)
Zuschauer:             2.611

Sascha Stolz, Fußballwoche, Datum nicht bekannt