12. Spieltag 1998/99: Chemnitzer FC - FC Berlin 1:1

Überzahl erst spät genutzt
Ohne jeden Zweifel war der FC Berlin die spielerisch beste Mannschaft, die sich im bisherigen Saisonverlauf in Chemnitz vorstellte. Die Vorteile in Spielwitz, Spritzigkeit und taktischer Beweglichkeit waren unübersehbar. CFC-Torhüter Fröhlich mußte bereits in der 10. Minute gegen den glänzend freigespielten Ohly Kopf und Kragen riskieren. Auch als Lenz bereits früh (25.) und zu Unrecht die Ampelkarte sah - sein erstes grobes Foul gegen Jendrossek war zwar "dunkelgelb", im späteren Zweikampf hatte er den stürzenden Kujat jedoch nicht berührt - blieben die Berliner nun mit einem souveränen Brestrich als Libero ihrer offensiv ausgerichteten Linie treu. In Unterzahl gingen sie dann sogar durch das Abstaubertor von Krznaric verdient in Führung.

Außer leidenschaftlichem Einsatz fiel den konfusen Gastgebern nicht viel ein. Ihre erste richtig herausgespielte Chance nach einigen Möglichkeiten aus Standards ergab sich erst in der 61. Minute (!), als der diesmal völlig blasse Torjäger Kunze aus wenigen Metern unbedrängt an Bartel scheiterte. Erst als Köhler seinen Liberoposten aufgab, um den wirkungsvollsten Mittelfeldspieler Tetzner zu unterstützen, gerieten die Hauptstädter unter mächtigen Druck. Dies umso mehr, als nun auch deren Konter durch die nachlassenden Kräfte im Ergebnis des sehr laufaufwendigen Spiels nicht mehr liefen, obwohl FCB-Trainer Henry Häusler mit den erstmals nach langer Verletzungspause auflaufenden Müller, Höppner und Lesch drei frische Leute brachte.

Für Häusler, der seiner Mannschaft eine überragende kämpferische und bis Mitte der zweiten Halbzeit auch spielerisch überzeugende Leistung bescheinigte, rechtfertigte dann der starke CFC-Druck in der Schlußphase der "uns von einer Verlegenheit in die andere stürzte" schon noch das vom eingewechselten Ullmann erzielte Remis. Der Chemnitzer Trainer Christoph Franke konnte sich diesmal nicht schützend vor seine Mannschaft stellen: "Bei dieser Leistung, dabei noch über eine Stunde gegen zehn Berliner, kann ich den Unmut der Zuschauer verstehen." Noch im Vorjahr hatte der CFC in der Schlußphase aus einem 0:1 ein 2:1 gemacht. Diesmal reichte es nur zu einem Punkt.

Chemnitzer FC:
Fröhlich; Köhler; Laudeley, Mehlhorn; Bittermann, Tetzner (82. Erceg), Jörg Schmidt, Jan Schmidt, Jendrossek (46. Liebers); Kujat (56. Ullmann), Kunze
FC Berlin:
Bartel; Lenz (25. Platzverweis); Kallnik, Maek; Petzold (64. Höppner), Gatti, Krznaric, Brestrich, Ohly; Gezen (64. S. Müller), Aberkane (76. Lesch)

0:1 Krznaric           (30.)
1:1 Ullmann            (84.)

Schiedsrichter:        Robel (Briesen)
Zuschauer:             3.100

Hanno Griesbacher, Fußballwoche, 26.10.1998