12. Spieltag 1994/95: FC Berlin - Eisenhüttenstädter FC Stahl 2:3

Kleiner Ott spielte groß auf
An Abwechslung mangelte es diesem Spiel nicht. Allerdings mußten die Berliner schweren Herzens ansehen, wie nicht nur ihr zweimaliger, Vorsprung dahinschmolz, sondern sie letzten Endes ganz und gar mit leeren Händen dastanden. "Es war mir klar, daß irgendwann wieder mal ein Rückschlag kommen mußte", nahm FCB-Trainer Helmut Koch seine Spieler trotz der Niederlage in Schutz. Weiter meinte er: "Weil wir Fehler im Abwehrverhalten gemacht haben, die bereits ausgemerzt schienen, brachten wir uns um den Lohn der Arbeit." Als die Hohenschönhausener durch den agilen Schröder früh in Führung gingen, schien das Spiel in gewünschten Bahnen zu laufen. Doch bereits hier deutete sich an, daß die Eisenhüttenstädter über die reifere Spielanlage verfügen.

So sehr sich der routinierte Zöphel auch um den Spielaufbau bemühte, die Gäste kombinierten einfach präziser und spielten sich immer wieder geschickt aus der Abwehr heraus frei. Den Berlinern fehlte es an Druck und Durchsetzungsvermögen. Zudem war der sonst so robuste Hennig bei Wiemer gut aufgehoben und setzte sich kaum einmal in Szene. Als schließlich auch die Abwehr nicht mehr konzentriert genug spielte (Fensch hatte gegen Rath einen schweren Stand), nutzte "Hütte" die größer werdenden Räume zu gezielten Angriffen. Der kleine Ott glänzte dabei mit den besten Ideen. Angesichts der EFC-Steigerung nach dem verschlafenen Beginn war Konrad Weise, der aus Jena gekommene Co-Trainer, des Lobes voll über die Spielanlage der Gäste: "Eine technisch beschlagene Mannschaft, die es jedem Favoriten schwer machen kann."

Dabei kamen die Gäste mit ihrem allerletzten Aufgebot ins Sportforum. "Bedenke ich, daß wir personell auf dem letzten Loch pfeifen, kann ich vor der Mannschaft nur den Hut ziehen", sagte EFC-Trainer Harry Rath. Trotzdem verlor er nicht den Blick für die Realität. Da lag ihm vor allem das erste Gegentor im Magen, weil es zum wiederholten Mal ein Kopfballtreffer war. "Das will mir nicht einleuchten, denn unsere kopfballstärksten Spieler stehen nun einmal in der Abwehr." Insgesamt aber war er hochzufrieden, weil seine Elf Moral und Willensstärke bewies. "Es freut mich, daß wir hierbei nicht die Brechstange herausholten, sondern spielerische Akzente setzten und so unsere gute Form nachwiesen", so noch einmal Rath.

FC Berlin:
Oster; Brestrich; Fensch, Reckmann; Schröder, Zöphel, Kallnik (67. Starp), Nikol (82. Ohly), Müller; Franke, Hennig
Eisenhüttenstädter FC Stahl:
Wehner; Weber; Wiemer, J. Bartz; Laschzok, Klenge, M. Schulz (79. Culafic), Ott, F. Bartz; Schwöbel, Rath

1:0 Schröder           ( 4.)
1:1 Schwöbel           (42.)
2:1 Franke             (54.)
2:2 M. Schulz          (64.)
2:3 Klenge             (72.)

Schiedsrichter:        Matschulla (Saßnitz)
Zuschauer:             419

Robert Klein, Fußballwoche, 31.10.1994