34. Spieltag 1991/92: FV Motor Eberswalde - FC Berlin 0:4

FCB wie ein Tornado
Mitansehen zu müssen, wie Eberswalde in den ersten 20 Minuten nach allen Regeln der Kunst ausgespielt und überlaufen wurde, ohne zum Gegner die richtige Einstellung zu finden, war für die doch recht erwartungsvoll gestimmten Zuschauer eine Riesenenttäuschung. Und eigentlich hätten sie nach dieser Zeit bereits ihre Zelte abbrechen können. Die Partie war entschieden und versprach eigentlich nichts Außergewöhnliches mehr. So war es allerdings nicht. Im gekonnten Bewegungsrhythmus einfach nicht einzuengen, dazu schneller im Denken und Handeln, begann der Spitzenreiter hochkonzentriert und bedankte sich dafür, daß man ihm die entsprechenden Räume zur Entfaltung seines Könnens ließ. Hingegen ließen die ersten zaghaften Versuche von Eberswalde, sich erfolgverheißend in Szene zu setzen, bis zur 25. Minute auf sich warten, bevor Theis und Kühn erstmals Nofz zu gelungenen Paraden herausforderten.

Danach jedoch, das muß man dem Gastgeber zur Ehre und Anerkennung anrechnen, wurde Motor immer druckvoller, riß mit Wiederbeginn dann sogar die Initiative an sich. Und zwar in einer Art und Weise, die der FCB ganz gewiß nicht erwartet hatte. Nofz rückte in den Mittelpunkt des Geschehens und erwies sich dabei als ein Torhüter mit instinktsicheren Reaktionen. Kulke, der oft genug die Libero-Position aufgab, Leick (Solo), Kühn (Schuß mit den Fingerspitzen pariert) und wiederum Kulke (Kopfball über die Latte gelenkt) prüften den Berliner Keeper auf Herz und Nieren. Er meisterte diese Flut gefährlicher Aktionen unbeschadet. Mehr und mehr in der eigenen Hälfte gebunden, hatten die Berliner über das vierte Tor hinaus kaum noch erwähnenswerte Chancen.

Sie lagen weiter beim Gastgeber wie in der 72. Minute, als Brestrich auf der Torlinie klären mußte, sowie in der 81. Minute bei einem Kopfball von Lathan ans Lattenkreuz. Da ließen die Gäste, ohne Lenz und Backasch, sowie dafür mit zwei Junioren angetreten, Probleme im sicheren Abwehrverhalten erkennen. Jürgen Bogs (FCB): "Wir schonten Backasch und Lenz für die Aufstiegsrunde, gaben den Junioren Starp und später dann auch Nicol eine Bewährungsmöglichkeit. In der ersten Halbzeit spielten und kombinierten wir ausgezeichnet, später ließen wir uns das Konzept vom Gegner aufzwingen und sündigten in der Chancenverwertung. Aber es war eben keine Partie wie unsere nächste, In der es um alles geht. Das möchte ich berücksichtigt wissen."

FV Motor Eberswalde:
Zirkunow; Kulke; Lathan, Wiedemann, Kasch; Leick, Theis, Petzold (77. Protschkow), Ohlbrecht (75. Riecke); Kühn, Schure
FC Berlin:
Nofz; Brestrich; Starp, Reckmann; Jesse, Rambow, Rehbein, Fügner, Backs, Tolkmitt (70. Nicol); Zöphel (65. Hennig)

0:1 Reckmann           ( 5.)
0:2 Tolkmitt           (16.)
0:3 Zöphel             (18.)
0:4 Rambow             (78.)

Schiedsrichter:        Chachulski (Stavenhagen)
Zuschauer:             700

Werner Hauff, Fußballwoche, 18.05.1992