33. Spieltag 1991/92: FC Berlin - Greifswalder SC 1:1

Reckmann machte es vor
Grotesker kann ein Spiel in punkto Chancenverwertung nicht ausgehen. Der Meister hatte darin mit 14:1 (5:0) eindeutig die Oberhand, mußte aber dennoch mit einem 1:1 zufrieden sein. Man bedenke: Greifswald nutzte die einzige reelle Möglichkeit zum einzigen Tor! Den Punkt verdiente sich der GSC vor allem dank ausgezeichneten Funktionierens der Viererabwehrkette, wobei sich noch der haargelichtete Wriedt und Norbert Töllner hervortaten. Das Lob für Greifswalds Abwehrrecken, hinter denen Jörg Böhme ausgezeichnet parierte, kann freilich nur mit Einschränkung gelten. Denn: Wären die Berliner Angreifer auch nur im Bruchteil ihrer Chancen erfolgreich gewesen, hätte alle aufopfernde Arbeit der "Roten" nur den Wert der Makulatur gehabt. Größter Sünder dabei: der schlanke Rehbein, der allein fünf mehr oder weniger aufgelegte Möglichkeiten ausließ.

Rambow hatte vier Chancen, je eine kam auf das Konto von Jesse, Hennig und Backs. So mußte es den Stürmern der kompakte Verteidiger Reckmann wieder mal vormachen. Vor der Pause bei einem der wenigen Fehler von Böhme (der den Ball fallen ließ) nicht aufmerksam genug (18.), war er auf die Sekunde zur Stelle, als er sich bei Tolkmitts insgesamt 13. FC-Eckball (bei nur zweien des Gegners) bildschön in die Höhe schraubte, und Böhme mit genauem Kopfball hoch rechts ins Netz schlug. Sieht man es mit etwas Wohlwollen, dann ist die FC-Elf vergleichbar mit einer gut geölten Maschine, der freilich zuweilen im Rinnen ums Endprodukt die Präzision fehlt. Die Strategie, es nominell mit nur einer "Spitze" (Zöphel soll es in den Aufstiegsspielen sein!) zu probieren, mag man gut heißen.

Denn dahinter stehen ja mit Rehbein, Rambow und Tolkmitt Angreifer, deren Qualitäten sich nicht unbedingt nur im Zuspiel erschöpfen. Doch wie gesagt: Dann dürfen sich Partien wie die gegen Greifswald nicht allzu oft wiederholen, sonst gehen zu viele Punkte in die Binsen! Daß Tolkmitt ein Mann der "zweiten Halbzeit" ist, bewies er auch diesmal wieder. Wenn Trainer Bogs allerdings einige seiner Kämpen an der Moral packte (“Nicht voll konzentriert"), dann könnte das auch auf den nach Leverkusen abwandernden Stürmer zutreffen. Seine vielseitigen Fähigkeiten als Dribbler, Ausbrecher und Schützen sind für den FC in vollem Umfang vonnöten, soll der große Wurf gelingen. Daß der Rammbock und Routinier Pronischew den Männern vom Jahnpark fehlen wird, steht außer Frage. Aber das Jammern um den Verletzten bringt nichts. Bogs hat genug personelle Möglichkeiten, das Handikap aufzufangen. Es ist in erster Linie eine Frage der Moral.

FC Berlin:
Nofz; Brestrich; Jesse, Reckmann, Lenz (21. Zöphel); Rambow, Rehbein, Fügner, Backs; Possling (56. Hennig), Tolkmitt
Greifswalder SC:
Böhme; Bertram, Wriedt, Töllner, Klein; Piehl, Protzeck (72. Murawski), Bullerjahn, Jung; Steinfurth, Strehlow

0:1 Bullerjahn         (44.)
1:1 Reckmann           (78.)

Schiedsrichter:        Schneider (Eisenhüttenstadt)
Zuschauer:             506

Lutz Rosenzweig, Fußballwoche, 11.05.1992