17. Spieltag 1991/92: Spandauer BC - FC Berlin 0:5

Hennigs Führungstor brach den Bann
Wehe, wenn sie losgelassen... Als sieben Minuten nach Halbzeit weder Witzmann noch Kähne energisch zum Ball gingen (Witzmann soll "Leo" gerufen haben) und Hennig so das 1:0 ermöglichten, war der FC Berlin nicht mehr zu bremsen. Locker und leichtfüßig wirbelten sie nun die Spandauer durcheinander, schossen dem bedauernswerten Voigt die Kugeln nur so um die Ohren. Ob's freilich allein besagter Schnitzer war, der den FCB auf die Siegesstraße führte, sei dahingestellt. Eher schien SBC-Coach Oertwig mit folgender Feststellung den Nagel auf den Kopf zu treffen: "Wir schaffen es einfach nicht, gegen Spitzenteams konditionell mitzuhalten." Was nicht verwundern kann. Schließlich arbeitet der FC Berlin unter Profibedingungen, der SBC auf nackter Amateurbasis.

So gesehen, zogen sich die Ziegelhofer eine Halbzeit lang achtbar aus der Affäre. Sie verpaßten sogar ein dickes Ding, als Witzmann aus guten 22m gegen die Latte schmetterte und Rinder den Abpraller neben die Kiste setzte (37.). Fraglich allerdings, ob ein Führungstor dem SBC viel genützt hätte. Zu deutlich waren die Vorteile der Bogs-Truppe in puncto Athletik, Schnelligkeit und Spielwitz. Das anfängliche  FCB-Trommelfeuer (Sagenhaft: Tolkmitt) veranlaßte Trainer Oertwig schnell zum Handeln. Zimmermann (gegen Tolkmitt) und Rehnisch (gegen Pronischew) ließ er die Plätze, Kähne Und Gericke die Seiten tauschen. Das half jedoch nur vorübergehend, schon vor Halbzeit besaß Rambow zwei gewaltige Kopfballchancen (5./31.).

Aber auch FCB-Coach Bogs mußte sich gegen die zunächst recht frechen Spandauer seine Gedanken machen. So stellte er bald seinen Mittelfeld-Hünen Lenz gegen Pagel, der zuvor nicht in den Griff zu kriegen war und mit Knobels Maßvorlagen immer wieder losstiefelte. "In der ersten Halbzeit haben wir uns sehr schwer getan", gab Jürgen Bogs hinterher zu. Wie weggetreten wirkte der SBC nach dem Wechsel. "Das war nicht mehr meine Mannschaft", grämte sich Hans Oertwig, der neben Erpel, Prill und Rein kurzfristig auch noch den beim Warmmachen verletzten Illmann ersetzen mußte. Was letztlich nicht zu kompensieren war. Jürgen Bogs indes durfte erleichtert anmerken: "Mit den Toren kam bei uns die spielerische Leichtigkeit, wenn uns auch der Gegner kräftig Hilfestellung geleistet hat." Dem ist nichts hinzuzufügen.

Spandauer BC:
Voigt; Witzmann; Zimmermann, Rehnisch; Kähne (56. Grams), Schwabe, Knobel, Wiencek (81. Lehmann), Gericke; Rinder, Pagel
FC Berlin:
Kosche; Belka; Buder (33. Jesse), Reckmann; Hennig, Backasch, Lenz, Rambow, Backs; Pronischew (69. Possling), Tolkmitt

0:1 Hennig             (52.)
0:2 Hennig             (59.)
0:3 Rambow             (63., Foulstrafstoß)
0:4 Reckmann           (66.)
0:5 Backasch           (84.)

Schiedsrichter:        Rook (Blankenfelde)
Zuschauer:             534

Raimund Wilheim, Fußballwoche, 25.11.1991