14. Spieltag 1991/92: Greifswalder SC - FC Berlin 0:1

Siegtor durch Pronischew
Enttäuschung bei Greifswald über die erste Saison-Niederlage in diesem Spitzenspiel? Wenn man davon ausgeht, daß der Gastgeber im ersten Abschnitt bei leichten Feldvorteilen und zwei vielversprechenden Möglichkeiten für Piehl durchaus eine Vorentscheidung hätte erzwingen können, dann schon. Aber im Fazit der 90 Minuten mit einer deutlichen Nachpausensteigerung der Berliner mußte man den hauchdünnen Sieg des FCB schon anerkennen. Greifswald mußte doch in mancherlei Hinsicht Lehrgeld zahlen; vor allem, was die enorme Laufbereitschaft der Berliner und ihre taktisch verständnisvolle Spielweise anbetrifft. Grundlage des FCB-Erfolges war eine ausgewogene mannschaftliche Leistung, die vor allem in den ersten 15 Minuten nach dem Wechsel auch Klassemerkmale verriet. Speziell da spielte und kombinierte die Elf ohne erkennbare Schwachstellen, ließ den Gastgeber kaum zur Entfaltung kommen.

Und wichtig war gleichermaßen, daß sie ihren arteigenen Stil durchzusetzen verstand, ohne sich durch Sondermaßnahmen gegen Greifswalds Spielmacher Bullerjahn und Piehl einzuengen. Mit dem 1:0 im Rücken ließ sich der Gast dann zurückfallen, verstärkte seine Deckung und beschränkte sich darauf, mit schnellen Kontern für Unruhe beim Gegner zu sorgen. Das verhalf Greifswald zwangsläufig zu einer Überlegenheit im Feldspiel, doch Nutzen verstand man gegen die stellungs- und zweikampfsicheren Berliner nicht daraus zu ziehen. So spürten die 2.000 Zuschauer eigentlich relativ früh, daß eine Wende des Spiels kaum noch zu erzwingen war. Das nahmen sie, wenn auch etwas resigniert, noch hin - nicht aber, daß rund 100 aus Berlin mitgereiste Fans tobten und randalierten und erst nach energischem Zugriff durch die Polizei davon abgebracht werden konnten. Das trübte die Atmosphäre maßgeblich.

Greifswalder SC:
Böhme; Wriedt; Hertram, Töllner, Jung; Piehl, Bullerjahn, Kleiminger, Morwaski; Fuchs, Steinfurth
FC Berlin:
Nofz; Belka; Buder, Jesse (46. Lenz), Backasch; Reckmann, Rehbein, Rambow, Tolkmitt (76. Fügner); Hennig, Pronischew

0:1 Pronischew         (55.)

Schiedsrichter:        Fleske (Schönow)
Zuschauer:             2.000

Lutz Hoffmann, Fußballwoche, 04.11.1991