10. Spieltag 1991/92: Reinickendorfer Füchse Berlin - FC Berlin 1:1

Kämpfe als großer Unglücksrabe
Auch wenn die Füchse momentan nur einen Mittelfeldplatz belegen, so bot die Partie mit Tempo, kämpferischem Einsatz, rassigen Zweikämpfen und vielen Torszenen auf beiden Seiten sämtliche Attribute eines Spitzenspiels. Der athletischen Überlegenheit und größeren spielerischen Reife des FCB setzten die Füchse immensen Kampfgeist entgegen. Thiel war es vorbehalten, die großartige Serie von FCB-Keeper Nofz zu beenden, der nach dem selbstverschuldeten Elfmeter erstmals nach 758 Minuten (!) das Leder wieder aus dem Netz holen mußte. Bezeichnend, daß es gerade Goschin war, den der ansonsten fehlerfreie Torwart fällte, denn der bislang erfolgreichste Füchse-Angreifer stellte durch großes läuferisches Pensum und unbändigen Kampfgeist einen steten Unruheherd für die gegnerische Abwehr dar.

Auch Blüthmann, unter der Woche krankheitsbedingt arg geschwächt, spulte auf der rechten Seite ein großes Pensum ab und sorgte immer wieder für Entlastung der stark beanspruchten Reinickendorfer Abwehr. Seinen "Hammer" aus 25 m konnte Nofz nur mit größter Mühe aus dem Netz fischen (50.). Die neuformierte Füchse-Abwehr um Routinier Schmalz wankte vor allem in der ersten Hälfte einige male bedenklich, auch wenn Kapagiannidis (gegen Pronischew) und Weichmann (Possling) ihre Kontrahenten weitgehend beherrschten. Füchse-Coach Achterberg hatte Scheunemann ins Mittelfeld vorgezogen. Hier sollte das Reinickendorfer Kraftpaket den schußgewaltigen Rambow stoppen, was freilich nicht immer gelang.

Höchste Alarmstufe herrschte auch stets, wenn der in ungewohnter Mittelfeldrolle agierende Tolkmitt zu einem Dribbling ansetzte. Zweimal konnte er nach Slalomläufen durch die gegnerische Abwehrreihe nur in letzter Sekunde vom aufmerksamen Kämpfe gestoppt werden. Ein Genuß, dieses Talent am Ball zu sehen. Pech für den ansonsten souverän wirkenden Kämpfe, daß sein einziger Patzer den Ausgleich bedeutete. Der Favorit wankte, aber er fiel nicht. Nachdem in der ersten Hälfte Buder für den FCB nur die Unterkante der Latte getroffen hatte, vergab der zu zurückhaltend agierende Kuhlow - herrlich von Goschin freigespielt - die Riesenchance, als er allein vor Nofz nur den Pfosten traf (82.). Aber auch so bewiesen die Füchse jedoch, daß sie durchaus gegen Mannschaften aus der Tabellenspitze bestehen können.

Reinickendorfer Füchse Berlin:
Kämpfe; Schmalz; Kapagiannidis, Weichmann; Blüthmann (74. Bangsow), Rinke, Scheunemann, Maier, Thiel; Goschin, Kuhlow (84. Kuscha)
FC Berlin:
Nofz; Belka; Buder, Reckmann; Jesse, Rehbein, Rambow, Backasch, Tolkmitt; Possling (57. Backs); Pronischew

1:0 Thiel              (61., Foulstrafstoß)
1:1 Pronischew         (71.)

Schiedsrichter:        Wittchen (Cottbus)
Zuschauer:             531

Klaus Thiemann, Fußballwoche, 30.09.1991