09. Spieltag 1988/89: BFC Dynamo - FC Karl-Marx-Stadt 5:1

Dreifaches Zwillingsduett
Thomas Doll, mit drei Treffern der "Mann des Tages", konnte es nach dem Schlußpfiff auch noch nicht so recht begreifen. "Ich kann mich nicht erinnern, daß wir in einem Oberligaspiel in den ersten Minuten schon einmal so viel Platz hatten", sinnierte er über eine Startviertelstunde, die es in mehrerlei Hinsicht in sich hatte. Daß der Meister, um Rehabilitation nach der Schlappe von Bremen ringend, von Beginn an "zubeißen" würde, war eigentlich zu erwarten. Nicht aber, daß die Gäste, nach guten Auswärtsleistungen nicht ohne Hoffnungen ("Wir sind eigentlich ganz optimistisch", so Mannschaftsleiter Peter Müller) an die Spree gereist, in der Anfangsphase ihr Gehäuse, in dem einem Schmidt fast leid tun konnte, wie eine Schießbude anbieten würden.

Das System mit vier auf einer Linie spielenden Abwehrakteuren ging jedenfalls total daneben. Denn die BFC-Sprinter Thom und Doll jagten in die freien Räume, nutzten ihre Schnelligkeitsvorteile gegen die einen Stellungsfehler nach dem anderen begehende FCK-Deckung. Nach einer Viertelstunde änderte die ihre Spielweise (Köhler nun Libero, Ziffert Vorstopper), doch da war schon alles zu spät. Mit einem dreifachen Duett hatten die "Zwillinge" Thom und Doll die 3:0-Führung herausgeschossen und dabei jeweils so viel Platz vorgefunden, daß es sie selbst erstaunte. Indes muß man den Gästen bescheinigen, daß sie, obwohl sie den Kontrahenten vom Resultat her schon aus den Augen verloren hatten, und laut Trainer Hans Meyer "am Rande eines Debakels" standen, die Flinte nicht ins Korn warfen.

So entwickelte sich fortan ein munteres Spiel mit Chancen hüben wie drüben, was aus der Gäste-Sicht nur den Nachteil hatte, daß man bereits 0:3 zurücklag. Allerdings konnte der Betrachter nun zumindest erahnen, warum die Karl-Marx-Städter bis zu diesem Spiel immerhin schon 18 Tore erzielt hatten. In Berlin hätten neben Zifferts Ehrentreffer durchaus noch einige dazu kommen können. Dies jedoch verhinderten ein aufmerksamer Rudwaleit sowie die mangelnde Chancenverwertung (Seifert vergab allein drei dicke Möglichkeiten/6., 77., 85.). Die Platzherren registrierten es mit Gelassenheit. Angesichts des klaren Vorsprungs und im Gefühl des sicheren Sieges schalteten sie nun deutlich einen Gang zurück, waren aber jederzeit in der Lage, im Tempo anzuziehen. Viel ging dabei von Ernst aus, der selbst zwar in verheißungsvollen Positionen (74., 78.) an Schmidt scheiterte, aber so manch gelungenen Angriff inszenierte.

BFC Dynamo:
Rudwaleit; Rohde; Herzog, Köller, Reich; M. Schulz, Ernst, Küttner (85. B. Schulz); Pastor (62. Backs), Doll, Thom
FC Karl-Marx-Stadt:
Schmidt; Illing (24. Fankhänel), Ziffert, Köhler, Laudeley; Mehlhorn, Steinmann, Müller, Heidrich (65. Wienhold); Richter, Seifert

1:0 Doll             ( 2.)
2:0 Thom             ( 7.)
3:0 Doll             (15.)
4:0 Doll             (62.)
4:1 Ziffert          (70.)
5:1 Herzog           (90.)

Schiedsrichter:      Gläser (Breitungen)
Zuschauer:           4.000

Sascha Stolz, Neue Fußballwoche, 25.10.1988