24. Spieltag 1987/88: BFC Dynamo - FC Karl-Marx-Stadt 3:1

Als der schnell reagierende Glowatzky eine Unsicherheit in der BFC-Abwehr (Reich) zum Anschlußtreffer nutzte, machten sich vielleicht Erinnerungen an die Partie gegen den HFC (1:2) für Sekunden auf den Rängen breit. Nicht aber bei den Akteuren des Meisters, denn nun zogen sie wieder deutlich im Tempo und auch in einem sehenswerten Kombinationswirbel an. Journalistenkollegen fragten neugierig nach der Chancenzahl für die Hauptstädter, die nun deutlich in die Höhe schnellte. Wenn Thom und auch Köller in höchstem Tempo um Bähringer herumkurvten, die Flanken in den Strafraum segelten, herrschte vor Hiemanns Gehäuse höchste Alarmstufe. Im Zeitraffer: 54.: Ernst verstolpert; 55.: Ernst-Kopfball; 58.: Ernst-Flachschuß; 59.: Köller gerade noch abgeblockt; 60.: Reich-Kopfball gehalten; 62.: Doll-Flachschuß; 63.: Thom ans Außennetz; 67.: Doll wird von Illing gerade noch gebremst; 71.: das Riesending für Küttner, dessen Schuß Hiemann mit dem Fuß abwehrt; 73.: Doll-Pfostenkopfball.

Genug des grausamen Nervenspiels, sagte sich da wohl der sich deutlich steigernde Michael Schulz und wuchtete den Ball aus rund 25 Metern ins Dreieck. "Erst damit erlöste er uns von allen Sorgen, wenngleich der Sieg noch viel höher hätte ausfallen müssen", sagte Trainer Jürgen Bogs. "Aber wir haben diesmal attraktiven Angriffsfußball geboten", lobte zu Recht BFC-Klubvorsitzender Manfred Kirste. Hat der Titelverteidiger nun den spielerischen Schwung für Schlußphase und Pokalwollen? "Schüchtern und niedlich" - zwei ungebräuchliche Vokabeln im harten Männerfußball. FCK-Chef Heinz Werner gebrauchte sie aber nicht zu Unrecht über den Auftritt seiner Elf. Die Himmelblauen hatten doch nichts zu verlieren - und verkrochen sich vor Bescheidenheit.

Ab und an Steinmann (aber mit Pausen), eine Konterchance für Seifert, der sich aber mühelos vom herauseilenden Rudwaleit "abkochen" ließ (8.), eine Ausgleichschance für Glowatzky, gegen den B. Schulz im letzten Moment noch rettete (52.), und eine Gelegenheit für den allerdings zu umständlich handelnden Heidrich (83.). Das war schon die ganze FCK-Kost. Ansonsten befanden sich die Abwehrspieler ständig auf der Verfolgungsjagd der BFC-Dreier-Spitze, mußte Hiemann sein Talent häufig unter Beweis stellen. Eine Karl-Marx-Städter Elf, die wohl an sich selbst nicht glaubte! So konnte sich der Champion ungestraft eine ungenutzte Chancen-Häufung leisten. Doch Bogs wird so manche Unstimmigkeit in seiner Abwehr trotz geringer Belastung nicht übersehen haben. M. Schulz´ "Knaller" bereinigte aber eine eventuelle Schlußgefahr rechtzeitig.

BFC Dynamo:
Rudwaleit; Rohde; Ksienzyk, Reich, B. Schulz; M. Schulz, Küttner (81. Grether), Köller; Doll (87. Pastor), Ernst, Thom
FC Karl-Marx-Stadt:
Hiemann; Bähringer; Fankhänel, Heß, Birner; Steinmann, Illing, Wienhold (46. Bletsch); Mehlhorn, Glowatzky, Seifert (65. Heidrich)

1:0 Doll             ( 6.)
2:0 Ernst            (23.)
2:1 Glowatzky        (50.)
3:1 M. Schulz        (75.)

Schiedsrichter:      Kirschen (Frankfurt (Oder))
Zuschauer:           5.000

Jürgen Nöldner, Neue Fußballwoche, 17.03.1988