18. Spieltag 1987/88: BFC Dynamo - FC Hansa Rostock 5:1

Alpträume durch Freistöße
Drei Spiele - drei Freistoß-Gegentore! Die Hanseaten bekommen langsam Alpträume. In Erfurt mogelte Heun einen Ball über die Mauer zum 1:1 (Ende 2:2) ins Netz; gegen den 1. FC Lok brachte sie Lindner auf dieselbe Weise um den Sieg (1:1). Beim HFC war es der Anfang eines bitteren Endes. "Ich reagierte auf die rechte Ecke, aber der Schuß von Ernst sprang von Wunderlichs Hacke in die andere", klagte der lange Jens Kunath, dessen Leidensweg damit erst begann. Anschließend legte März den Ball für Reich maßgerecht vor, dann bugsierte Wriedt eine Ksienzyk-Eingabe ins eigene Netz, und schließlich machte der Hansa-Keeper das Kraut fett. Er unterlief den Eckball von Grether, "und damit klappte es endlich mit dem ersten Tor in der Rückrunde", strahlte Andreas Thom. "Solche individuellen Patzer darf man sich gegen niemand leisten, am wenigsten gegen den Meister. Außerdem spielten wir viel zu ängstlich, ohne Biß und Schwung", urteilte ein sichtlich schockierter Werner Voigt.

Unübersehbar bei den Gästen: Im Mittelfeld, in dem es an Durchsetzungsvermögen, an Behauptungswillen mangelte, hinterließ das Fehlen von Schlünz (verletzt) und Babendererde (3. Verwarnung) Lücken. In der Abwehr wiederum, in der nur Ullrich ohne Schnitzer sein Pensum erfüllte (gegen Anders), "schwamm" diesmal selbst März. Sein grippaler Infekt, der ihn erstmals wieder Freitag zum Training ließ, warf wohl doch noch starke Schatten. Dem Meister, nicht gerade vor Selbstbewußtsein strotzend, kam die desolate Verfassung der Gäste gerade recht. Zwar gab es spielerisch noch etliche Holperer, nur wenig Konstruktives im Mittelfeld (Ernst), "aber die Abwehr stellte sich weiter gefestigt vor. Außerdem wußte sie endlich auch torgefährliche Impulse zu setzen." So Jürgen Bogs mit Blick auf Burkhard Reich, der nach energischen Vorstößen seine ersten Saison-Treffer markierte,

Außerdem neutralisierte er gemeinsam mit B. Schulz die Doppelspitze Jarohs - Röhrich. Köller spielte gegen Wunderlich einen guten Part. Rohde ließ nichts "anbrennen", und Rudwaleit unterstrich nach dem Wechsel, als Kruse, Röhrich und Wunderlich anzogen, einige Male sein Können. Erstaunlich, daß der BFC trotz steigender Torzahlen nicht an Souveränität und Lockerheit gewann. Zu vieles ruhte auf den Schultern von Thom, zu wenig brachten Anders und auch Doll ein (sichtlich gehemmt, leistete sich zudem noch die dritte Verwarnung). Keine Frage, bei größerer Konsequenz und Kühle (Ernst und Reich mit Schüssen ans Holz) hätten die Dynamos noch einiges zur Aufbesserung ihres Torkontos tun können. Auch ihre Eckenflut dauerte an bis zur 16. und letzten, ehe sie durch Thom Erfolg zeigte.

BFC Dynamo:
Rudwaleit; Rohde; Ksienzyk, Reich, Köller, B. Schulz; Ernst, M. Schulz; Doll, Anders, Thom
FC Hansa Rostock:
Kunath; März; Wriedt, Ullrich, Littmann; Schulz, Weilandt, Wahl, Wunderlich; Röhrich, Jarohs

1:0 Ernst            (22.)
2:0 Reich            (31.)
3:0 Wriedt           (51., Eigentor)
4:0 Reich            (60.)
4:1 Wunderlich       (77.)
5:1 Thom             (78.)

Schiedsrichter:      Stenzel (Forst)
Zuschauer:           6.800

Klaus Thiemann, Neue Fußballwoche, 29.03.1988