17. Spieltag 1987/88: BSG Stahl Brandenburg - BFC Dynamo 0:0

Torhüter die Abwehrsäulen
Spiele, in denen kein Treffer fällt, sind in der Regel nicht dazu angetan, das Publikum von den Bänken zu reißen. Die Begegnung in Brandenburg war so gesehen eine Ausnahme. Vom Anpfiff weg hielt sie die Zuschauer in Atem. Janotta hatte bereits in der 1. Minute eine Möglichkeit, seine Farben mit einem Direktschoß in Führung zu bringen. Noch in der 90. zitterte der Gastgeber, denn mit der Einwechslung von Doll war neuer Schwung in die Reihen der Berliner gekommen und damit der Heimrekord der Brandenburger (16:2 Punkte ohne Niederlage) ins Wackeln geraten. Natürlich mußten sich die Angreifer Kritik gefallen lassen ob der mangelnden Chancenverwertung (Jeske vor allem, der eine Eingabe von Janotta in der 45. Minute nicht voll mit dem Kopf erwischte). Man kann die ganze Sache aber auch positiv sehen. Und danach boten beide Torsteher eine überzeugende Leistung, avancierten zu Säulen in der Abwehr.

Wie Rudwaleit in der 25. Minute beispielsweise Lange das Leder "abkaufte", der nach einem gefühlvollen Paß von Voß frei auf ihn zulief, das forderte schon den Beifall des sachverständigen Publikums heraus. Gleichermaßen für Zimmer, als Thom in der 31. Minute vor ihm auftauchte, sofort schoß, Zimmer aber den Ball sogar noch festhielt. Beileibe keine Einzelbeispiele. Brandenburg bot das Aufeinandertreffen zweier unterschiedlicher Stilarten. Während der Gastgeber versuchte, die beiden Spitzen mit weiten Pässen in Gang zu setzen - vor allem Janotta zeichnete sich da aus -, vertrauten die Berliner wie schon zuletzt in Magdeburg auf ein kompaktes Mittelfeld. Sie schoben sich vergleichsweise langsam in die gegnerische Hälfte, um dann, zumeist durch Thom, die entscheidende Schärfe in die Spitze zu bekommen.

 Eine Konzeption, die in erster Linie auf der Ballsicherheit jedes einzelnen basierte. Als dabei jedoch die Fehlerquote immer größer wurde (B. Schulz, Ernst), erhielten die Aktionen des Meisters einen Knacks. Auffällig auch die Schwierigkeiten, die die beiden Manndecker der Berliner, Ksienzyk und Reich, mit ihren Kontrahenten Voß und Jeske hatten. Bei aller Präzision der Pässe von Janotta - sie brauchten ihre Zeit, um den Adressaten zu erreichen. Gelegenheit genug eigentlich, um sich als Abwehrspieler richtig zu stellen. Das gelang den beiden Berlinern aber selten genug, und so "ruderte" die Abwehr des BFC phasenweise wieder einmal tüchtig herum. Beispielsweise eine Viertelstunde vor dem Abpfiff, als Stahl vier Eckstöße unmittelbar nacheinander zugesprochen bekam, der BFC sich außerstande sah, das Leder kontrolliert aus dem eigenen Strafraum zu spielen.

BSG Stahl Brandenburg:
Zimmer; Ringk; Pfahl, Pahlke, Kubowitz; Gumtz (87. U. Schulz), Lange, Lindner, Janotta; Jeske, Voß
BFC Dynamo:
Rudwaleit; Rohde; Ksienzyk, Reich, Fügner; M. Schulz (69. Doll), Köller, Ernst, B. Schulz; Thom, Anders

Schiedsrichter:      Supp (Meiningen)
Zuschauer:           14.000

Rainer Nachtigall, Neue Fußballwoche, 22.03.1988